Schimmel, Dreck, massive Verunreinigungen – bei einer Real-Filiale haben Lebensmittelkontrolleure wiederholt zahlreiche Hygienemängel festgestellt. Der Konzern versuchte vergeblich die Veröffentlichung der Ergebnisse gerichtlich zu verhindern. Jetzt sind die unappetitlichen Kontrollberichte auf der Online-Plattform „Topf Secret“ nachzulesen.
Die Liste ist lang und unappetitlich: An der Fischtheke waren „die Silikonfugen am Übergang Wand/Boden sowie Theke/Boden (...) durch Schimmel verunreinigt“. In der Spülküche der Metzgerei war eine Wand „zum Teil massiv, dunkel verunreinigt“. Auch im Fleisch-Kühlhaus gab es „schimmelähnlichen“ Dreck. An der Bedientheke Käse war das Handwaschbecken „massiv verschmutzt“. „Fußboden, Wände und das Spülbecken“ im Lager für Obst und Gemüse waren „zum Teil massiv verunreinigt“. Insgesant 27 Hygiene-Mängel stellten Lebensmittelkontrolleure bei einer Real-Filiale in Langenfeld bei Düsseldorf fest. Der Betrieb bekam die Lage offenbar nicht in den Griff: Als die Kontrolleure zwölf Monate später noch einmal vorbeikommen, waren es noch immer 23 Mängel.
Real wollte Berichte geheim halten
In der Regel verschwinden amtlichen Kontrollergebnisse – so unappetitlich sie auch sein mögen – in den Schubladen der Behörden. Auf dem Portal „Topf Secret“ von der Verbraucherorganisation foodwatch und der Transparenz-Initiative FragDenStaat ist es für Bürgerinnen und Bürger jedoch seit rund einem Jahr möglich, solche Kontrollergebnisse abzufragen – auch solche, die die Behörden bislang geheim halten. Rechtliche Grundlage ist das sogenannte Verbraucherinformationsgesetz (VIG).
Die Herausgabe der Kontrollberichte der Real-Filiale hatte ein Verbraucher Anfang 2019 beantragt und ein Jahr später erhalten. Dazwischen hatte die Supermarktkette die Veröffentlichung der Berichte gerichtlich verhindern wollen. Der Konzern klagte – scheiterte jedoch in letzter Instanz vor dem Oberverwaltungsgericht NRW. Jetzt sind die Kontrollergebnisse nachzulesen auf „Topf Secret“.
„Wir haben ein Recht darauf zu erfahren, wie es um die Sauberkeit in Restaurants, Bäckereien und Supermärkten bestellt ist. Dass Bürgerinnen und Bürger Kontrollergebnisse erst mit einem Jahr Verspätung zu sehen bekommen, ist ein unhaltbarer Zustand.Leiter Recherche und Kampagnen bei foodwatch
Mehr als 8.000 Ergebnisse auf „Topf Secret“
Seit dem Start von „Topf Secret“ im Januar 2019 wurden mehr als 44.000 Anfragen verschickt, mehr als 8.000 Berichte wurden von den Nutzerinnen und Nutzern hochgeladen und sind für alle einsehbar. Damit ist „Topf Secret“ die größte öffentlich zugängliche Datenbank über Lebensmittelkontrollergebnisse in Deutschland. Und das Interesse hält an: Aktuell werden pro Woche rund 300 neue Anfragen gestellt.
Der Großteil der etwa 400 in Deutschland zuständigen Behörden gibt den Bürgerinnen und Bürgern die beantragten Informationen heraus. Hunderte Betriebe haben jedoch – wie Real – gegen die Herausgabe geklagt – bisher allerdings ohne Erfolg: Insgesamt haben schon drei Oberverwaltungsgerichte – der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg, das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht und das Oberverwaltungsgericht NRW – den Informationsanspruch der Verbraucherinnen und Verbraucher eindeutig bestätigt.
Transparenz-System nach dänischem Vorbild?
foodwatch und FragDenStaat fordern ein Transparenz-System nach dem Vorbild Dänemarks, Norwegens oder Wales. Dort erfahren Verbraucherinnen und Verbraucher direkt an der Ladentür und im Internet – zum Beispiel anhand von Smiley-Symbolen – wie es um die Sauberkeit in Restaurants, Bäckereien und anderen Betrieben bestellt ist. In Dänemark hat sich wenige Jahre nach Einführung des Smiley-Systems im Jahr 2002 die Quote der beanstandeten Betriebe halbiert.
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Quellen und weiterführende Informationen
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