Umfrage: Bürger wollen Pflicht-Kennzeichnung
Eine farbliche Kennzeichnung der Gehalte an Zucker, Fett und Salz ist nur dann sinnvoll, wenn alle Hersteller mitmachen müssen. Denn niemand würde eine rote Ampel auf seine Produkte drucken, wenn er das nicht muss. Bestätigt wird diese Forderung durch eine repräsentative Emnid-Umfrage im Auftrag von foodwatch. 84 Prozent der Deutschen sprechen sich für eine verpflichtende Kennzeichnung mit einheitlichen Symbolen nach den Ampelfarben aus.
Aktuell wird die Frage disktuiert, ob eine farbliche Nährwert-Kennzeichnung eingeführt werden soll und ob diese freiwillig oder verpflichtend sein sollte. foodwatch hält nur eine verpflichtende Kennzeichnung für sinnvoll. Wäre die Kennzeichnung freiwillig, würden gerade die Hersteller, deren Produkte rote Signale bekommen würden, auf eine Ampel verzichten. Beispiel Kinderketchup "Ketchupi": Knorr wirbt für das Produkt wird mit "30% weniger Zucker". Der Ketchup bekäme für seinen hohen Zuckergehalt aber eine rote Ampel. Das ließe sich schlecht mit dem gewünschten Werbeeffekt in Einklang bringen. Auf eine freiwillige Ampelkennzeichnung würde Knorr deshalb sicher gerne verzichten. Hersteller unproblematischer Produkte würden die Ampelkennzeichnung hingegen sicher gerne nutzen: Als zusätzliche Möglichkeit, für ihre Produkte mit grünen Ampeln zu werben.
Kennzeichnung muss Produkte vergleichbar machen
Ziel einer Nährwertkennzeichnung ist vor allem eine bessere Vergleichbarkeit verschiedener Produkte. Tragen einige Produkte eine Ampelkennzeichnung, andere nicht, würde dieses Ziel nicht erreicht. Statt dessen gäbe es nur zusätzliche Verwirrung bei den Verbrauchern. Es könnte sogar der Eindruck entstehen, Produkte ohne Ampel seien besser als die mit Kennzeichnung.
Das sieht auch die Mehrheit der Bürger so: 84 Prozent der Befragten sprachen sich in einer von foodwatch in Auftrag gegebenen Emnid-Umfrage für eine verpflichtende Kennzeichnung mit einheitlichen Symbolen nach den Farben rot, gelb und grün aus.
Nationale Regelung möglich
Die Europäische Kommission hatte im Januar 2008 eine europaweit verpflichtende Nährwertkennzeichnung vorgeschlagen. Wie diese konkret aussehen wird, soll den Mitgliedsstaaten überlassen bleiben. Bundesverbraucherminister Horst Seehofer wollte zunächst ganz nach den Wünschen der Industrie eine Kennzeichnung mit Zahlen- und Prozentenangaben durchsetzen, die sogenannte GDA-Kennzeichnung (guideline daily amount). Inzwischen steht jedoch nach massivem Druck durch die Öffentlichkeit – auch auf Grund der foodwatch-Kampagne – eine farbliche Kennzeichnung zur Debatte. Auf der Verbraucherministerkonferenz am 19. September 2008 will Bayern einen Vorschlag für eine Kennzeichnung mit den Ampelfarben vorlegen.