Frage des Monats 01.09.2024

Was sind Laktoseintoleranz und Fruktoseintoleranz und wie kann man damit umgehen?

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Laktose- und Fruktoseintoleranz sind Störungen des Magen-Darmtrakts, die zu Beschwerden wie Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen führen können. Wie entstehen diese Intoleranzen, wie werden sie diagnostiziert und was kann Betroffenen helfen?

Ernährungsberaterin Alice Luttropp antwortet:

Alice Luttropp

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Was sind Laktose- und Fruktoseintoleranz?

Strenggenommen ist die umgangssprachliche Bezeichnung „Intoleranz“ falsch. Die richtigen Begriffe sind Laktose- bzw. Fruktose-Malabsorption, was bedeutet, dass diese Stoffe vom Körper schlecht absorbiert werden. Aus diesem Grund kommt es bei Betroffenen nach dem Verzehr von laktose- und / oder fruktosehaltigen Lebensmitteln zu Magen-Darmbeschwerden.

Laktose ist Milchzucker und kommt natürlicherweise in Milch und Milchprodukten vor. Laktoseintoleranz, bzw. Laktose-Malabsorption, bedeutet, dass Milchzucker (Laktose) im Dünndarm nicht richtig aufgespalten werden kann, weil das Enzym Laktase nicht in ausreichender Menge vorhanden ist. Die unverdaute Laktose gelangt in den Dickdarm, wo sie durch Darmbakterien abgebaut wird, was typische Beschwerden wie Blähungen und Durchfall verursacht. Etwa 15-20 Prozent der Deutschen sind von einer Laktoseintoleranz bzw. -malabsorption betroffen.

Fruktose bzw. Fruchtzucker ist ein Einfachzucker der natürlicherweise in Obst, Gemüse und Getreide vorkommt. Bei der Fruktosemalabsorption handelt es sich um eine unzureichende Aufnahme der Fruktose im Dünndarm. Dies liegt meist an einer ungenügenden Funktion des sogenannten GLUT5-Transporters. Überschüssige Fruktose wird im Dickdarm abgebaut, was zu ähnlichen Beschwerden wie bei der Laktoseintoleranz führt. Die seltenere, angeborene „hereditäre Fruktoseintoleranz“ kann hingegen bereits bei kleinen Mengen Fruchtzucker lebensgefährliche Symptome hervorrufen.

Symptome und Diagnose

Typische Symptome beider Malabsorptionen umfassen Durchfall, Verstopfung, Blähbauch, Flatulenzen, krampfartige Schmerzen, Völlegefühl, Übelkeit und Erbrechen. Während bei der Laktosemalabsorption oft Durchfall dominiert, ist bei der Fruktosemalabsorption Verstopfung häufiger. Beide Unverträglichkeiten können durch einen Wasserstoff-(H2)-Atemtest diagnostiziert werden.

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Ernährungsumstellung bei Laktoseintoleranz

Bei positivem Testergebnis ist eine Ernährungsumstellung notwendig. Zunächst sollte eine Karenzphase eingehalten werden, in der strikt auf Milchprodukte und laktosehaltige Lebensmittel verzichtet wird. In der anschließenden Testphase wird die individuelle Toleranzschwelle ermittelt. Diese Schwelle kann sehr unterschiedlich sein. Steht die individuelle Schwelle fest, ist der nächste Schritt eine ausgewogene und abwechslungsreiche Dauerernährung zu etablieren.

Es lohnt sich dabei immer, auf die Zutatenliste zu schauen, denn manche Produkte, von denen man es nicht zunächst nicht denken würde, bekommen im Herstellungsprozess Laktose zugesetzt. Versteckte Laktose kann z.B. in Backwaren, Wurst, Soßen und anderen Fertigprodukte vorkommen. Im Gegensatz dazu sind viele Hartkäsesorten nahezu laktosefrei, da diese im Reifungsprozess abgebaut wird. Da Milch und daraus hergestellte Produkte eine wichtige Kalziumquelle sind, ist es wichtig auf eine ausreichende Zufuhr von Kalzium zu achten – zum Beispiel über kalziumreiches Mineralwasser, Brokkoli, Hülsenfrüchte oder laktosefreie Hartkäsesorten. Alternativ können auch laktosefreie Milchprodukte verwendet werden.

Gemeinsames Auftreten und Sorbitunverträglichkeit

Oft treten Laktose- und Fruktose-Malabsorption gemeinsam auf, manchmal auch in Kombination mit einer Sorbitunverträglichkeit. Dann sollte man die Karenz- und Testphase kombinieren und zunächst beides weglassen und schrittweise wieder einführen Eine Ernährungstherapie kann helfen, eine gesunde und ausgewogene Ernährung ohne Beschwerden zu etablieren. Fast alle Krankenkassen übernehmen bzw. bezuschussen die Kosten für eine zertifizierte Ernährungsfachkraft, wenn eine entsprechende Diagnose eines Arztes vorliegt. Weitere Unterstützung kann man z.B. beim Allergie- und Asthmabund (www.daab.de) bekommen. Der DAAB stellt für Mitglieder Lebensmittellisten zur Verfügung und vermittelt Adressen von Experten und Anlaufstellen für Betroffene.

Unterschiede zu Allergien

Häufig werden die Laktose- und Fruktosemalabsorption mit einer Allergie verwechselt. Doch im Gegensatz zu einer echten Allergie (wie zum Beispiel einer Erdnuss- oder Weizenallergie) entsteht eine Störung der Aufnahme von Laktose und Fruktose ohne das Immunsystem. Daher sind geringe Mengen in der Regel unproblematisch und Betroffene müssen sich keine Sorgen um Spuren in Lebensmitteln machen.

Unterstützung und Hilfsmittel

Noch ein Tipp: Für Betroffene, die oft außer Haus essen, können Laktase-Enzympräparate hilfreich sein. Diese ersetzen das körpereigene Enzym und ermöglichen den Verzehr laktosehaltiger Lebensmittel. Für Fruktose-Malabsorption gibt es Kapseln mit Glucose-Isomerase, die Fruktose in Glukose umwandeln sollen. Die Wirksamkeit dieser Präparate ist jedoch individuell verschieden und begrenzt. Unterstützung bieten Ernährungsfachkräfte und Organisationen wie der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB).

Quellen: