Umfrage: Freiwilliges „Tierwohl“-Siegel ist der falsche Ansatz
Eine aktuelle Repräsentativbefragung von TNS Emnid zeigt: Eine große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger hält ein freiwilliges Siegel für den falschen Weg. Nach dem richtigen Ansatz für mehr Tierschutz gefragt, stimmten 80 Prozent der Befragten der Aussage zu: „Mehr Tierschutz sollte für die Tierhalter verbindlich vorgegeben werden, damit alle Nutztiere tiergerecht und gesund gehalten werden“. Gerade einmal 16 Prozent bevorzugten den Weg der Bundesregierung.
Bundesagrarminister Christian Schmidt will ein freiwilliges „Tierwohl“-Siegel einführen. Damit würde es den Tierhaltern selbst überlassen, ob sie ihre Tiere besser halten. Tun sie dies, dürften sie das mit dem Siegel kennzeichnen. Der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik des Ministeriums erwartet für Produkte mit dem „Tierwohl“-Siegel aber nur einen Marktanteil von gerade einmal 20 Prozent – damit würde die Bundesregierung sich offiziell von dem Anspruch verabschieden, eine tiergerechte Haltung für alle statt nur für einige Nutztiere durchzusetzen.
Staat soll verbindliche Vorgaben machen
85 Prozent der Befragten fordern verbindliche Kriterien für die Tiergesundheit in allen Nutztierbetrieben. Bisher macht die Politik vor allem formale, häufig ungenügende Vorgaben für Stallgrößen und -ausgestaltung, vollständig ignoriert werden von ihr jedoch die massiven Zahlen vermeidbarer haltungsbedingter Krankheiten, unter denen Nutztiere in allen Betriebsformen, ob klein oder groß, konventionell oder ökologisch wirtschaftend, leiden müssen. 92 Prozent der Bürgerinnen und Bürger verlangen von der Bundesregierung, in den kommenden Jahren eine möglichst tiergerechte und gesunde Haltung nicht nur für einige, sondern für alle Nutztiere durchzusetzen.
Für die Umfrage hat TNS Emnid im Auftrag von foodwatch am 12. und 13. Januar 2017 insgesamt 1.004 Bürgerinnen und Bürger bevölkerungsrepräsentativ befragt.