Wo ist die Wilke-Wurst? Die Behörden informieren nur scheibchenweise
Immer noch ist unklar, wo die Wilke-Wurst überall verkauft wurde. Die hessischen Behördern mauern – foodwatch hat deshalb ein Gericht eingeschaltet.
Nachdem die hessischen Behörden nach Ablauf einer von foodwatch gesetzten 48-Stunden-Frist immer noch nicht alle belieferten Unternehmen und Verkaufsstellen der Wurstprodukte öffentlich gemacht haben, geht foodwatch jetzt gerichtlich gegen den Landkreis Waldeck-Frankenberg in Hessen vor. Es muss so schnell wie möglich ans Licht kommen, wo welche Produkte der Firma Wilke vertrieben, verkauft und ausgegeben wurden.
Auch Restaurants, Krankenhäuser, Wurstteken betroffen
Statt alle für die Verbraucherinnen und Verbraucher wichtigen Informationen zu veröffentlichen, setzen die Behörden auf die Salami-Taktik. So hieß es im Rückruf vom 2. Oktober zunächst: Nur, wo die Marke „Wilke“ drauf steht, ist auch Wilke drin. Doch das ist falsch: Erst nachdem foodwatch recherchiert hatte, dass auch Handelsmarken (wie „Aro“ von Metro) von Wilke hergestellt wurden, bestätigten dies auch die Behörden. Wilke-Wurst wurde zudem auch als lose Ware an Wursttheken verkauft, ohne Kennung. Auf Anfrage von foodwatch meldete auch IKEA Deutschland, dass in den Restaurants Aufschnitt von Wilke angeboten wurde. Und auch Krankenhäuser und Caterer sind betroffen. foodwatch-Recherchen hatten ergeben, dass unter anderem in einer Reha-Klinik in Köln noch am 3. Oktober Wilke-Wurst ausgegeben wurde – einen Tag nach dem öffentlichen Rückruf .
Liste mit 1.100 womöglich belasteten Produkten
Am Montagabend veröffentlichte die hessische Verbraucherministerin Priska Hinz dann auf dem staatlichen Portal www.lebensmittelwarnung.de eine Produktliste mit zunächst 1.100 Produkten. Damit können Verbraucherinnen und Verbraucher nun zumindest bei verpackten und ausgewiesenen Produkten besser überprüfen, welche aus der Produktion von Wilke stammen. Unter den auf lebensmittelwarnung.de veröffentlichten Lebensmitteln sind auch vegetarische und vegane Produkte. Ob diese auch mit Listerien-Keimen belastet sein könnten, ist jedoch bislang unklar. Unklar auch, ob Wilke-Produkte auch in Fertiggerichten verarbeitet wurden. Wir tappen also weiterhin im Dunkeln – und das bei einer Keimbelastung, die vor allem bei älteren Menschen, Schwangeren oder Immungeschwächten fatale Folgen haben kann!
Die Behörden haben bei der Information der Verbraucherinnen und Verbraucher schon viel zu lange auf Zeit gespielt – dabei machen wir nicht mit.foodwatch-Geschäftsführer
Ministerium wusste Wochen vorher von Listerien-Fall
Nicht nur, dass die Behörden nur scheibchenweise informieren – sie wussten offenbar schon Wochen vor dem öffentlichen Rückruf von der Listerien-Belastung. Das Umweltministerium Hessen hatte laut einem Schreiben an foodwatch bereits am 12. August von einem Listerien-Verdacht bei Wilke durch das Robert-Koch-Institut erfahren. Am 16. September lagen dann Laborergebnisse vor, die belegten, dass Wurstwaren der Firma Wilke mit Listerien belastet waren. Zwei Tage später, am 18. September, informierte das Ministerium das zuständige Regierungspräsidium Kassel darüber. Das hat das Ministerium gegenüber foodwatch erklärt. Spätestens an diesem Tag hätten die Behörden die Öffentlichkeit warnen und einen Rückruf der Ware anordnen müssen! Der Rückruf erfolgte jedoch erst zwei Wochen später, am 2. Oktober. Warum die Behörden so lange tatenlos geblieben sind, ließ das Ministerium offen. Um den Fall aufzuklären, schickte foodwatch am Mittwoch einen umfassenden Fragenkatalog an die hessische Umweltministerin Priska Hinz.
foodwatch Geschäftsführer Martin Rücker am 8. Oktober 2019 in den Tagesthemen zum Wilke-Skandal