foodwatch hat den Handelskonzern Rewe abgemahnt, weil dieser Hähnchenfleisch als „klimaneutral“ bewirbt. Tatsächlich wird das Hähnchenbrustfilet weder emissionsfrei hergestellt noch werden die bei der Produktion anfallenden Emissionen ausgeglichen.
Rewe bewirbt das Hähnchenfleisch seiner Eigenmarke Wilhelm Brandenburg als „klimaneutral“. Verbraucher:innen können die Werbung so verstehen, dass sich die Produktion des Hähnchenfilets nicht schädlich auf das Klima auswirkt. Das Gegenteil ist der Fall: Die Tierhaltung trägt weltweit mit über 15 Prozent zu den vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen bei. Deshalb ist es grundsätzlich irreführend, Fleisch als „klimaneutral“ zu bewerben. Hinzu kommt: Entgegen der "Klimaneutral"-Werbung auf der Verpackung werden die bei der Produktion anfallenden Emissionen nicht ausgeglichen. foodwatch-Recherchen belegen: Das Wald-Projekt in Peru, durch das die Treibhausgas-Emissionen kompensiert werden sollen, schützt den dortigen Wald und damit auch das Klima nicht.
Welche Werbelüge ist aus Ihrer Sicht die dreisteste?
Mit manipulierten Zertifikaten rechnet Rewe Fleisch klimaneutral – doch durch das Kompensationsprojekt in Peru werden Bäume nicht geschützt, sondern gefällt!Wahlleiter beim Goldenen Windbeutel 2021
Für die vermeintliche „Klimaneutralität“ der in Bayern verkauften Wilhelm Brandenburg-Geflügelprodukte kompensiert Rewe Treibhausgas-Emissionen über den Anbieter „Climate Partner“. Dafür werden ausschließlich Zertifikate eines Projekts zum Waldschutz mit nachhaltigem Paranussanbau in Tambopata/ Peru gekauft. Eine von foodwatch in Auftrag gegebene Recherche zeigt: Das Projekt erfüllt nicht die grundlegenden Anforderungen an Kompensationsprojekte. Es schafft keinen zusätzlichen Nutzen für das Klima und existierte mindestens in den ersten Jahren nur auf dem Papier. Die Zertifikate für das Geflügelfleisch von Rewe stammen aus den Jahren 2010-2012. Für diesen Zeitraum hat das Projekt nachweislich keinerlei Emissionsreduktionen bewirkt, die Zertifikate sind also falsch.
Abholzung statt Waldschutz
Dass das Projekt keinen zusätzlichen Nutzen für Wald und Klima bringt, zeigt auch die tatsächliche Entwaldungsrate. Nach Projektbeginn hat die Entwaldung nicht wie versprochen abgenommen, sondern zugenommen. Lag die Entwaldungsrate vor Projektbeginn bei durchschnittlich 0,15 Prozent pro Jahr (2001-2010), verdoppelte sie sich nach Projektbeginn auf durchschnittlich 0,29 Prozent (2010-2020). Das Projekt konnte also keinerlei Abholzung verhindern – im Gegenteil, es wurden mehr Bäume gefällt als vorher. Neben Rewe mahnte foodwatch auch die Lohmann & Co. AG (PHW-Gruppe) ab. Der größte deutsche Geflügelzüchter stellt das Produkt im Auftrag von Rewe her. Die beiden Unternehmen haben bis zum 6. Dezember Zeit, eine Unterlassungserklärung abzugeben.
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