Nachricht 25.09.2024

Gericht verbietet irreführende Werbung von More Nutrition

picture alliance / M.i.S. | Marcel Muecke / M.i.S.

Die umstrittene Fitness-Marke More Nutrition darf ab sofort nicht mehr mit irreführenden Gesundheitsversprechen auf Social-Media-Plattformen werben. Das entschied ein Landgericht in Schleswig-Holstein.

Das Gericht gab damit einer Klage von foodwatch statt. Die Werbeaussagen von More Nutrition, wonach deren Produkte beim Abnehmen helfen oder Frauen dabei unterstützten schwanger zu werden, verstoßen laut der zuständigen Richterin gegen die europäische Health-Claims-Verordnung.

Irreführende Gesundheitsversprechen

Laut Health-Claims-Verordnung dürfen Unternehmen nur wissenschaftlich fundierte und von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zugelassene Aussagen in der Lebensmittelwerbung verwenden. Etliche Gesundheitsaussagen von More Nutrition basieren jedoch ausschließlich auf persönlichen Erfahrungen oder  industriefinanzierten Studien und stehen nicht auf der EU-weiten Liste zulässiger gesundheitsbezogener Angaben.

Die Heilsversprechen von More Nutrition führen Verbraucher nicht nur hinters Licht – sie verstoßen auch gegen geltende Gesetze.
Laura Knauf Recherche & Kampagnen

Schwangerwerden und schneller Abnehmen

Exemplarisch hatte foodwatch gegen mehrere auf dem Instagram-Kanal von More Nutrition verbreitete Werbevideos geklagt.

  • In einem Post berichtete eine Kundin, mit den Produkten „Chunky Flavor“, „Zerup“ und „Total Protein“ erfolgreich Gewicht verloren zu haben.
  • In einem weiteren Video vermittelt eine Kund:in den Eindruck, dass der Konsum des Produkts „Cycle Balance“ zum Widereinsetzen einer zuvor ausgebliebenen Periode und letztlich zur Schwangerschaft geführt habe.
  • In anderen Posts versprechen Influencer:innen, die für das Unternehmen auf ihren Instagramkanälen werben, dass Protein-Pulver und Protein-Kaffee von More Nutrition dabei hälfen, anzunehmen.

Kontrollbehörden überfordert

Eigentlich sind die lokalen Behörden in den rund 400 deutschen Landkreisen für die Kontrolle von Lebensmittelwerbung in den sozialen Medien zuständig, doch nach Einschätzung von foodwatch fehlt es an ausreichendem Personal, um die täglichen Werbeaktionen auf Instagram & Co. effektiv zu sichten. Um irreführende Werbung wirksam zu kontrollieren, braucht es eine unabhängige und personell gut ausgestattete Kontrollinstanz, mindestens auf Bundesland-Ebene.

Erfolgreiche Marke auf Instagram

More Nutrition zählt zu den am häufigsten erwähnten Fitnessmarken auf Instagram. Sie gehört zur Quality Group, die gemeinsam mit den Marken ESN und foodist zuletzt laut eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 450 Millionen Euro verzeichnet hat.