Die Hälfte des importierten Honigs möglicherweise gefälscht
Ein erheblicher Teil des nach Europa importierten Honigs steht im Verdacht, gefälscht zu sein. Die Verbraucher:innen sind in den meisten Fällen ahnungslos. foodwatch fordert bessere Kontrollen gegen den Betrug.
Ein großert Teil des nach Europa eingeführten Honigs steht im Verdacht, gefälscht zu sein. Für einen Bericht der Europäischen Kommission hat das Labor der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) 320 Proben von Honig genommen. 46 Prozent davon waren nicht echt, sondern vor allem mit Zuckersirupen aus Reis, Weizen oder Zuckerrüben verdünnt. Dies ist nach EU-Recht verboten. Auch von den 32 in Deutschland entnommenen Proben steht die Hälfte im Verdacht, gefälscht zu sein.
Wer Honig kauft, bekommt auch Honig - diese Gewissheit ist in Europa leider keine Selbstverständlichkeit: Verbraucher:innen haben jahrelang gefälschten Honig in Supermärkten gekauft, ohne es zu wissen.Geschäftsführer von foodwatch Deutschland
Neue Testmethode deckt Betrug auf
Die Quote der Fälschungen ist mit 46 Prozent etwa drei Mal so hoch wie während des letzten EU-Kontrollberichts 2017. Damals lag der Anteil der beanstandeten Proben bei lediglich 14 Prozent. Ein möglicher Grund: In der Vergangenheit verdünnten die Betrüger den Honig mit Zuckersirupen aus Maisstärke oder Zuckerrohr. Mittlerweile verwenden sie jedoch Sirupe, die hauptsächlich aus Reis, Weizen oder Zuckerrüben hergestellt werden – ein Betrug, der derzeit von den meisten Laboren aus technischen Gründen nicht entdeckt werden kann.
Denn die staatlichen Labore verwenden veraltete Analysemethoden. foodwatch fordert deshalb: Die Behörden müssen die Kontrollen gegen Lebensmittelbetrug verbessern, um die Fälschungen erkennen zu können
Der süße Betrug bringt Profit
Der Honig-Betrug ist lukrativ: Im Durchschnitt kostet nach Europa eingeführter Honig 2,17 Euro pro Kilo, während Zuckersirupe aus Reis zwischen 0,40 und 0,60 Euro pro Kilo kosten. Die EU importiert jährlich 175.000 Tonnen Honig aus Drittländern. Damit ist die EU nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Honigimporteur der Welt - und deckt damit 40 Prozent des Verbrauchs. foodwatch schätzt, dass in der EU jedes Jahr 80.000 Tonnen gefälschter Import-Honig verkauft wird. Da Betrug jedoch auch innerhalb der EU stattfindet, ist die Gesamtzahl des verbotenen Honigs im europäischen Handel deutlich höher.
Quellen und weiterführende Informationen:
- "From the hives": Die Ergebnisse der EU-weit koordinierten Aktion, veröffentlicht von der Europäischen Kommission.
- Richtlinie 2001/110/EG des Rates vom 20. Dezember 2001 über Honig
- Buch "Manger du faux pour de vrai, les scandales de la fraude alimentaire", von Ingrid Kragl, veröffentlicht von Robert Laffont
- Petition von foodwatch Frankreich "#DuFauxPourDeVrai : plus de transparence sur les fraudes alimentaires !"