Entscheidung über Grenzwert-Lockerung kann jederzeit fallen
Die EU-Kommission will die Quecksilber-Grenzwerte für einige Fischarten lockern. Aus Insiderkreisen hat foodwatch erfahren, dass die Entscheidung darüber jetzt jederzeit fallen kann. Bei einigen Fischarten ist eine Anhebung um 100 Prozent geplant, sie dürfen dann also doppelt so viel Quecksilber enthalten wie bisher.
Was es in der Praxis bedeutet, wenn in der EU Grenzwerte für Quecksilber hochgesetzt werden, hat sich gerade erst in Belgien gezeigt: Die Behörden haben dort Anfang März Schwertfisch vom Markt genommen, der stark mit Quecksilber belastet war. Mit den neuen Grenzwerten hingegen hätte der Fisch ganz legal weiter verkauft werden dürfen.
Vor allem Raubfische sind mit Quecksilber belastet
Quecksilber ist ein hochgiftiges Schwermetall. Vor allem durch Kohlekraftwerke gerät es in großen Mengen in die Luft und von dort in Gewässer und die Weltmeere. Dort wandelt es sich in das 100-mal giftigere Methyl-Quecksilber um und wird von Fischen aufgenommen. Außerdem kommt Quecksilber auch natürlicherweise im Meeresboden vor. Besonders größere Fische, die am Ende der Nahrungskette stehen und in ihrem Leben viele kleine, belastete Fische verspeisen, sind sehr stark mit Quecksilber belastet, ihr Verzehr stellt ein Gesundheitsrisiko dar. Nicht umsonst warnt die Bundesregierung zum Schutz von Säuglingen und Kleinkindern insbesondere schwangere und stillende Frauen vor dem Verzehr von Raubfischen wie zum Beispiel Hai, Schwertfisch, Heilbutt, Thunfisch, Seeteufel usw.
Hintergrund sind wirtschaftspolitische Überlegungen
Warum also will die EU-Kommission die Quecksilber-Grenzwerte trotzdem abschwächen? Es sind vor allem wirtschaftspolitische Gründe. Denn der im Moment geltende Grenzwert für größere Raubfische (1 Milligramm pro Kilogramm Fisch) führt aufgrund der tatsächlich hohen Belastung der Fische dazu, dass etwa die Hälfte dieser Fische nicht verkauft werden darf. Die Lösung der EU-Kommission: Der Grenzwert wird einfach auf zwei Milligramm pro Kilogramm Fisch hochgesetzt, und schon dürfen die meisten Fische legal verkauft werden. Im Gegenzug soll der Grenzwert für einige kleinere, insbesondere Plankton fressende Fischarten verschärft werden. Ein klares Ablenkungsmanöver: Denn diese Fische sind ohnehin deutlich weniger mit Quecksilber belastet. Weder den derzeit geltenden noch den geplanten niedrigeren Grenzwert werden sie überschreiten.
Jetzt gegen die Grenzwert-Lockerung protestieren!
foodwatch hatte die Pläne der EU-Kommission, die Grenzwerte für Quecksilber bei bestimmten Fischarten zu lockern, bereits 2015 öffentlich gemacht. Schon mehr als 40.000 Menschen aus Deutschland und den Niederlanden haben an die EU-Kommission geschrieben und sie aufgefordert, diese Pläne fallen zu lassen. Nun steht die Entscheidung anscheinend unmittelbar bevor, sie kann jederzeit fallen – darum: Protestieren Sie jetzt gegen die Grenzwertlockerung, unterzeichnen Sie unsere E-Mail-Aktion!
Bild: Africa Studio / alswart / AlenKadr - fotolia.com // Montage: foodwatch / Dirk Heider
Links
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