Nachricht 02.10.2015

Experten schließen sich foodwatch-Einschätzung an

Die EU-Kommission plant die Lockerung des Quecksilber-Grenzwertes bei bereits hochbelasteten Raubfischen, wie etwa Hai- und Schwertfisch. Innerhalb weniger Tage hatten sich mehr als 35.000 Verbraucherinnen und Verbraucher einer E-Mail-Aktion von foodwatch angeschlossen, die Grenzwerte nicht zu lockern. Bei der Sitzung von EU-Experten am 21. September zum Thema Quecksilber in Fischen war die Stellungnahme von foodwatch nun offizielle Tischvorlage. Die deutschen Experten teilten zudem die foodwatch-Position und brachten dies auch auf der Expertensitzung mit Nachdruck vor.

Eine Entscheidung wurde bislang noch nicht getroffen. Es ist davon auszugehen, dass es einen überarbeiteten Vorschlag auf der Arbeitsebene der EU-Kommission geben und dieser im Oktober oder November erneut auf Expertenebene beraten wird. Bereits Anfang 2016 könnte dann die Entscheidung über die Lockerung des Grenzwertes fallen.

Spanien könnte Interesse an laxeren Grenzwerten haben

Interesse an der Erhöhung der Quecksilber-Grenzwerte könnten nach foodwatch-Recherchen insbesondere die Fischereinationen, also die Länder mit großen Fangflotten, wie Spanien haben. Denn im EU-Schnellwarnsystem, einer europaweit funktionierenden elektronischen Lebensmittelinformationsplattform waren es in der Vergangenheit sehr häufig Fische, wie z.B. Schwertfische, als deren Ursprungsland Spanien angegeben war.

foodwatch befürchtet nach Auswertung der EU-Schnellwarnungen, dass es nicht allein bei Schwertfischen oder einigen Haifischarten bleiben wird, deren zulässige Quecksilber-Höchstbelastungen man nach oben korrigieren will, damit diese "legal" in die Ladentheke gelangen können. Hier stünden die Interessen der Wirtschaft eindeutig gegen die des Verbrauchers. Denn auch Thunfisch und Marlin wurde des Öfteren wegen überhöhter Quecksilberbelastung zum Leidwesen der Fischereiwirtschaft von den Überwachungsbehörden aus dem Verkehr gezogen.

Vor allem Schwangere und Kleinkinder gefährdet

Quecksilber ist ein für den Menschen hochgiftiges Schwermetall. Es wird etwa von Kohlekraftwerken in die Luft oder als Bestandteil von Agrochemikalien in Böden und Gewässer freigesetzt. Im Meer wird daraus das 100-fach giftigere Methyl-Quecksilber, welches von Fischen aufgenommen wird. Die Verschmutzung der Weltmeere mit dem Nervengift birgt ein gravierendes gesundheitliches Risiko, vor dem die deutsche Bundesregierung insbesondere Schwangere und (Klein-) Kinder warnt. Das Schwermetall kann zu Entwicklungsstörungen des Fötus führen und bei Erwachsenen für eine Reihe von Nervenstörungen verantwortlich sein. Besonders hoch mit Quecksilber belastet sind Raubfische, die am Ende der Nahrungskette stehen, wie Hai-, Schwert- und Thunfische.

foodwatch fordert: Quecksilberausstoß senken!

foodwatch fordert die EU-Kommission unter www.quecksilber-aktion.foodwatch.de weiterhin auf, auf die Lockerung der Grenzwerte zu verzichten und stattdessen Maßnahmen zu ergreifen, um die Belastung der Menschen zu senken. So solle der Einsatz von schwermetallhaltigen Pflanzenschutzmitteln schnellstmöglich verboten und der Quecksilberausstoß durch die Verbrennung von Kohle zur Energiegewinnung konsequent und maximal reduziert werden.