Für Menschen mit wenig Geld ist es während der Corona-Krise noch schwerer, sich ausreichend und ausgewogen zu ernähren. Deswegen fordert foodwatch gemeinsam mit dem Paritätischen Gesamtverband und 40 weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen angemessene Soforthilfen für Menschen in Armut.
Die Covid-19-Pandemie mit all ihren wirtschaftlichen und sozialen Folgen ist eine Herausforderung für uns alle. Doch für einkommensschwache Gruppen ist die Situation besonders schwierig. Jobverlust und Kurzarbeit reduzieren viele Einkommen weiter, kostenlose Mittagessen in Schulen, Kitas und sozialen Einrichtungen fallen weg, Tafeln bleiben geschlossen – die Corona-Krise gefährdet die ausreichende und ausgewogene Ernährung von Millionen von Menschen in Deutschland.
Auch in Deutschland gibt es Mangelernährung
Schon vor Corona konnten sich Menschen, die auf Grundsicherung angewiesen sind, eine gesunde Ernährung häufig schlicht nicht leisten. Es gibt Menschen, die an „Hunger“ und „armutsbedingter Mangelernährung“ leiden, weil ihnen das Geld fehlt - hier in Deutschland! Diese Aussagen stammen nicht etwa aus dem Bericht eines Sozialverbands, sondern aus einem Gutachten des wissenschaftlichen Beratergremiums von Julia Klöckner. Corona hat dieses Problem noch verschärft. Kostenlose Essensangebote fielen weg, teure FFP2-Masken muss sich so mancher vom Mund absparen – und in all der Zeit stiegen ausgerechnet die Preise für Obst und Gemüse gemessen an der allgemeinen Preisentwicklung auch noch überdurchschnittlich an. Angemessene Corona-Hilfen haben die Ärmsten in unserer Gesellschaft bislang nicht erhalten.
Die Pandemie vergrößert die Ernährungsarmut. Die Bundesregierung muss jetzt handeln – denn eine ausgewogene Ernährung muss für alle finanzierbar sein!“Geschäftsführer von foodwatch
Kinder sind die Leidtragenden
Beim Essen geht es nicht nur ums Sattwerden, denn eine vollwertige und vitaminreiche Ernährung fördert nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Gesundheit. Sobald wichtige Nährstoffe fehlen, wirkt sich dies auf die Leistungsfähigkeit und die körperliche und geistige Entwicklung aus – vor allem bei Kindern. Der wissenschaftliche Beirat des Ernährungsministeriums warnt vor den Folgen: „Insbesondere für Kinder stellt Armut ein manifestes Entwicklungsrisiko für spätere kognitive und physische Beeinträchtigungen dar“. Eine Langzeitauswertung von Schuleingangsuntersuchungen in Brandenburg zeigte bereits vor Jahren: Kinder aus armen Familien waren messbar kleiner als ihre Altersgenossen – ein schockierender Indikator für eine wahrscheinliche Mangelernährung. Meist fehlt es zwar nicht an Kalorien zum satt werden, aber an wichtigen Vitaminen und Mineralien, wie sie vor allem in teureren Lebensmitteln wie Obst und Gemüse stecken. Bekommen Kinder regelmäßig zu wenig dieser Nährstoffe, so sind die Folgen in ihrem späteren Leben nicht mehr wettzumachen.
Einmalzahlungen reichen nicht aus
Trotz höheren Kosten bekamen Menschen, die auf existenzsichernde Leistungen wie etwa Hartz IV angewiesen sind, monatelang überhaupt keine zielgerichtete Hilfe. Nach hartnäckigem Engagement vieler Aktiver und dem Aufruf eines breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses, bewegt sich endlich etwas für Menschen mit geringem Einkommen: Jobcenter unterstützen bei dringend notwendigen Laptops für Homeschooling und arme Menschen sollen endlich auch finanziell unterstützt werden.
Der Haken: Statt der von einem breiten Bündnis aus Sozialverbänden und Gewerkschaften geforderten monatlichen Unterstützung während der Krise und einer Anhebung des Regelsatzes sollen Arme mit einer Einmalzahlung in Höhe von 150€ abgespeist werden. Das macht für jeden bisherigen Pandemiemonat nicht einmal 15 Euro, und für jeden weiteren Monat, den der „Lockdown“ noch andauert und weitere Kosten verursacht, ist keine Hilfe vorgesehen. Das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein - und in einem reichen Land wie Deutschland ein Armutszeugnis!
Wir fordern daher: “Soforthilfen jetzt!” – Unterstützen auch Sie unsere Eil-Aktion an die Bundesregierung!