Bekannte Marken beziehen Milch aus Qual-Haltung
Exquisa, Miree, Weihenstephan, Andechser Natur, Minus L - diese Marken beziehen ihre Milch aus tierquälerischer Anbindehaltung. Das hat eine Undercover-Recherche von foodwatch und Soko Tierschutz aufgedeckt.
Kühe, angekettet auf engem Raum, teils wundgescheuert und mit Fäkalien verkrustet. Verdreckte Ställe, schimmelige Melkräume. Das Bildmaterial der investigativen Recherche von Soko Tierschutz und foodwatch zeigt tierschutzwidrige Zustände. Es belegt: Milch aus Anbindehaltung landet auch in Produkten bekannter Firmen und Marken wie Exquisa, Miree, Weihenstephan, Minus L und Andechser Natur.
Die Aufnahmen entsprechen so gar nicht den idyllischen Bildern, mit denen die Hersteller für ihre Produkte werben. foodwatch fordert: Die Firmen dürfen keine Milch mehr aus Anbindehaltung verarbeiten. Und auch die Bundesregierung muss die tierquälerische Praxis endlich verbieten!
Glückliche Kühe auf grünen Almwiesen? Die Realität sieht anders aus: angekettete Tiere und verdreckte, schimmelige Ställe. Exquisa, Weihenstephan & Co. müssen auf Kettenmilch verzichten!Kampagnen und Recherchen
Mehr als eine Million Kühe in Ketten
Etwa jeder dritte Milchviehbetrieb in Deutschland hält seine Kühe in Anbindehaltung. Betroffen sind insgesamt mehr als eine Million Milchkühe, Bullen und auch junge Rinder in der Mast. Oft sind die Tiere das ganze Jahr über im Stall fixiert. Die Aufnahmen aus der Undercover-Recherche von Soko Tierschutz und foodwatch in Ställen in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen zeigen tierschutzwidrige Zustände. Sogar ein Zulieferbetrieb des Bio-Herstellers Andechser Natur ist betroffen. Dieser Hof ist vom Bioverband Naturland zertifiziert. Für kleine Höfe ist die Anbindehaltung selbst in Öko-Haltung erlaubt.
Gesetz zum Verbot steckt fest
SPD, Grüne und FDP haben in ihrem Koalitionsvertrag versprochen, die Anbindehaltung zu beenden. Das neue Tierschutzgesetz bietet aktuell die Chance, ein Verbot endlich umzusetzen. Ein Referentenentwurf aus dem Bundesagrarministerium steckt jedoch offenbar in der Kabinettsabstimmung fest.
Vor allem das Landwirtschaftsministerium in Bayern stemmt sich gegen das Ende der Anbindehaltung. Denn insbesondere im Süden Deutschlands setzen viele Landwirt:innen noch immer auf die umstrittene Haltungsform. Und der bayerische Bauernverband hat schon gegen das Verbot protestiert.
Auch Kombihaltung ist tierschutzwidrig
Ein möglicher Kompromiss, wonach nur die ganzjährige Fixierung verboten würde, die sogenannte Kombihaltung jedoch erlaubt bliebe, ist unzureichend. Denn bei der „Kombihaltung“ können sich die Tiere zwar an 120 Tagen bewegen, bleiben die meiste Zeit des Jahres aber angebunden – auch das ist ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Dieses schreibt klar vor, dass Tiere „verhaltensgerecht“ untergebracht werden müssen.
Rinder leben eigentlich auf Weideflächen in sozialen Herden und laufen täglich mehrere Kilometer – in Anbindehaltung unmöglich. Tiermedizinische Studien zeigen zudem, dass Milchkühe, die im Stall fixiert sind, besonders häufig unter schmerzhaften Euterentzündungen leiden.
Quellen und weitere Informationen
- Antwort auf kleine Anfrage im Bundestag, Drucksache 20/7548e, 3.7.2023: Mehr als eine Million Rinder in Deutschland leben in Anbindehaltung
- Johann Heinrich von Thünen-Institut (Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei): „Expertise: Rinder in Anbindehaltung“, 27.07.2023: 28.300 rinderhaltende Betriebe praktizieren diese Haltungsform, 35 Prozent aller Milchviehbetriebe
- Bayerischer Bauernverband: Anbindehaltung beim Milchvieh: Rund die Hälfte aller Milchviehbetriebe in Bayern hält ihre Tiere in Anbindehaltung
- Studie zu Euterentzündungen bei Kühen in Anbindehaltung
- Rechtsgutachten: Anbindehaltung verstößt gegen Tierschutzgesetz