Nachricht 03.06.2024

Mehrheit will Altersgrenze für Energydrinks

Bauwimauwi / istock

Wegen Gesundheitsrisiken für Kinder und Jugendliche fordert eine deutliche Mehrheit der Bürger:innen gesetzliche Verkaufsbeschränkungen für Energydrinks. Auch Supermärkte wie Lidl und Rewe stünden in der Verantwortung.

Laut einer repräsentativen Umfrage von Verian (ehemals Kantar/Emnid) im Auftrag von foodwatch halten 92 Prozent der Befragten Energydrinks für Kinder und Jugendliche für gesundheitsschädlich. 90 Prozent befürworten ein gesetzliches Mindestalter für den Verkauf. Mehr als die Hälfte von ihnen sprach sich für ein Mindestalter von 16 Jahren aus, knapp ein Drittel von 18 Jahren. 

Die Bundesregierung muss die klaren Umfrageergebnisse als Auftrag verstehen und den Verkauf der süßen Wachmacher an Minderjährige gesetzlich verbieten!
Luise Molling Kampagnen und Recherchen

Expert:innen warnen vor übermäßigem Energydrink-Konsum

Gesundheitsexpert:innen warnen seit Jahren vor den gesundheitlichen Folgen für Kinder und Jugendliche. Das in den Getränken in hohen Mengen enthaltene Koffein sei eine Substanz, die „lebensgefährliche und tödliche Herzrhythmusstörung auslösen“ könne, sagte der Kinderkardiologe Dr. med. Martin Hulpke-Wette. Dieser Effekt werde erwiesenermaßen „verstärkt“, wenn zusätzlich Taurin, eine weitere Zutat von Energydrinks, aufgenommen werde. Auch Krampfanfälle und Angstzustände werden mit den aufputschenden Getränken in Verbindung gebracht.

Altersgrenzen in anderen Ländern längst eingeführt

Polen, Lettland, Litauen und Rumänien haben bereits Altersgrenzen für die umstrittenen Getränke eingeführt.  Auch der Bürgerrat Ernährung hatte dem Deutschen Bundestag Anfang des Jahres  ein Verbot von Energydrinks für Jugendliche unter 16 Jahren vorgeschlagen.

Die Bundesregierung lehnt die Einführung einer gesetzlichen Altersbeschränkung jedoch ab. Der Koffein-Konsum bei Minderjährigen sei moderat. „Auf Grundlage der derzeitigen Risikobewertungen wäre daher ein Abgabeverbot oder auch die Absenkung aktueller Höchstgehalte für bestimmte Stoffe in Energydrinks nicht begründbar“, erklärte das Ernährungsministerium (BMEL) gegenüber dem WDR. Die CDU-Generalsekretärin Christina Stumpp erkenne das Problem des übermäßigen Energydrink-Konsum bei Jugendlichen gerade in Verbindung mit Alkohol“ zwar an, sehe aber ebenfalls keinen Grund für ein Verkaufsverbot, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland

Supermärkte in der Pflicht

Trotz der erwiesenen Risiken können schon elfjährige Kinder problemlos an Energydrinks kommen, wie Test-Käufe von foodwatch in Berliner Lidl-Filialen gezeigt haben. Laut der Verian-Umfrage sehen die Bürger:innen auch die Handelsketten in der Pflicht, Minderjährige zu schützen: 79 Prozent der Befragten halten es für falsch, dass Lidl, Rewe & Co. Energy Drinks an Kinder und Jugendliche verkaufen.

In Ländern wie Großbritannien, Dänemark und Schweden hat Lidl freiwillig Altersgrenzen für den Verkauf der aufputschenden Getränke eingeführt - und ist damit einer gesetzlichen Regelung in den jeweiligen Ländern zuvorgekommen.

Lidl muss auch in Deutschland vorangehen und den Verkauf an Kinder und Jugendliche stoppen. Bereits mehr als 35.000 Menschen unterstützen eine foodwatch-Petition an Lidl.

Mehr als zwei Drittel der Jugendlichen trinken Energydrinks

Durch den süßen Geschmack und das gezielte Marketing über Social-Media-Influencer:innen sind Energydrinks gerade bei Kindern und Jugendlichen beliebt: Der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zufolge greifen 68 Prozent der Zehn- bis Achtzehnjährigen in der EU zu den Getränken. Laut EFSA verzehren Jugendliche nachweislich gefährlich große Mengen: Jeder vierte jugendliche Konsument trinkt drei oder mehr Dosen auf einmal und überschreitet damit selbst die für Erwachsene maximal empfohlene Koffein-Einzeldosis von 200 Milligramm. 

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt, dass zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland zu bestimmten Gelegenheiten hohe Mengen Energydrinks von einem Liter und mehr auf einmal zu sich nehmen, was mit erhöhten gesundheitlichen Risiken für das Herz-Kreislauf-System einhergehe. Seit 2018 ist der Pro-Kopf-Verbrauch der süßen Wachmacher in Deutschland um 66 Prozent gestiegen.