Lebensmittelhersteller Dr. Oetker hat den Einsatz des potenziell krebserregenden Farbstoffs Titandioxid (E171) gestoppt. Damit reagierte das Unternehmen auf Kritik von foodwatch und mehr als 40.000 Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Dr. Oetker will ab April auf den Einsatz des umstrittenen Farbstoffes Titandioxid (E171) verzichten. Wie das Unternehmen gegenüber foodwatch erklärte, werde bei einigen Produkten der Zusatzstoff weggelassen, in anderen durch Rettich oder Calciumcarbonat ersetzt. Zuvor hatte das Unternehmen noch etwaige Gesundheitsgefahren durch den verwendeten Zusatzstoff abgestritten.
foodwatch-Labortest gab den Anstoß
Im August des vergangenen Jahres hatte foodwatch nachgewiesen, dass in Dr.-Oetker-Produkten Titandioxid in Nanopartikel-Form enthalten ist. foodwatch hatte dafür in einem unabhängigen Labor exemplarisch vier Produkte des Bielefelder Unternehmens testen lassen – in allen vier Proben wurden erhebliche Anteile von Nanopartikeln nachgewiesen. Das in der „Backmischung Streuselkuchen“ enthaltene Titandioxid bestand zu 22 Prozent aus Partikeln in Nanogröße, in den „Lustigen Zuckeraugen“ zu 33 Prozent, im „Fix & Fertig Zuckerguss Classic“ zu 42 Prozent. Das in der „Dekor Kreation Rosa Mix“ enthaltene Titandioxid bestand sogar zu 100 Prozent aus Nanopartikeln. foodwatch hatte daraufhin von Dr. Oetker einen Verzicht des Zusatzstoffs gefordert. Eine Online-Protestaktion hatten mehr als 40.000 Menschen unterzeichnet.
Umstritten: Titandioxid in Nanopartikel-Form
Titandioxid (E171) dient in Lebensmitteln als weißer Farbstoff und wird insbesondere in Kaugummis, Backzutaten und Backwaren verwendet. Problematisch wird Titandioxid besonders insbesondere in der allerkleinsten Form, im Nanometerbereich, gesehen. Aufgrund ihrer winzigen Größe können diese Nanopartikel körperliche Schutzbarrieren leichter durchdringen, etwa die Darmbarriere.
Dr. Oetker bestreitet Gesundheitsgefahren
Dr. Oetker hat stets an der Erzählung festgehalten, die von dem Unternehmen verkauften Produkte enthielten kein Titandioxid in Nanopartikel-Form – und seien damit gesundheitlich unbedenklich. Als Beleg führte Oetker einen eigenen Labortest an. Doch Recherchen von foodwatch hatten gezeigt: Die von Oetker gewählte Untersuchungsmethode ist nachweislich ungeeignet, um Nanopartikel im Endprodukt überhaupt zu identifizieren. foodwatch bezeichnete das Vorgehen von Dr. Oetker deshalb als Täuschungsmanöver.
Frankreich verbietet Titandioxid
Als erstes europäisches Land hat Frankreich ein Verbot des Verkaufs von Lebensmitteln mit E171 erlassen, gültig zunächst vom 01.01.2020 bis 31.12.2020. In dieser Zeit sollen die Risiken des Zusatzstoffs weiter erforscht werden. Anlass für das Moratorium waren neue Studien, die bereits bestehende wissenschaftliche Hinweise auf Risiken von E171 bestärkten. Laut der französischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (ANSES) kann die Sicherheit des Zusatzstoffs aktuell nicht belegt werden. Die französische Regierung trägt mit ihrer Verbotsentscheidung dem im EU-Lebensmittelrecht verankerten europäischen Vorsorgeprinzip Rechnung. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) vertritt hingegen die Auffassung, dass die verfügbaren Daten „keine Hinweise“ auf Gesundheitsbedenken für Verbraucherinnen und Verbraucher geben. Allerdings räumen sowohl die EFSA als auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ein, dass weiterer Forschungsbedarf bestehe.