Nachricht 04.02.2025

foodwatch-Report: Weiße Weste für Aspartam?

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Am Beispiel des umstrittenen Süßstoffs Aspartam deckt foodwatch in einem neuen Report auf, wie stark die EU-Risikobewertung auf Industrieinteressen Rücksicht nimmt.

Aspartam steckt europaweit in tausenden Produkten, darunter beliebte Softdrinks wie Coca-Cola Zero, Sprite Zero oder Pepsi Max. Dabei ist der Süßstoff schon lange umstritten. Ein neuer foodwatch-Report beleuchtet die wissenschaftliche Diskussion um die Risiken von Aspartam und deckt die Lücken in der EU-Risikobewertung auf.  

Einseitig und industriegesteuert  

Zuletzt war Aspartam 2023 in den Schlagzeilen, als die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Stoff als „möglicherweise krebserregend“ einstufte. Der Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe stellte zur gleichen Zeit zwar fest, dass bei normalen Essgewohnheiten kein Risiko besteht. Doch der Ausschuss bezog sich bei dieser Bewertung hauptsächlich auf eine einzelne Studie aus dem Jahr 1981 – die der weltgrößte Aspartam-Hersteller selbst durchgeführt hat! Eine aktuelle Studie des staatlichen französischen Instituts für Gesundheit (INSERM) weist dagegen auf ein erhöhtes Krebsrisiko schon bei deutlich niedrigeren Dosen hin. 

Intransparente Risikobewertung 

Auch die Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wirft Fragen auf: Die EFSA hatte 2013 bei der Neubewertung von Aspartam alle Studien, die auf Risiken hindeuten, als „unzuverlässig“ abgetan. Dagegen stufte sie den Großteil der Studien, die keine gesundheitlichen Probleme mit Aspartam in Verbindung bringen, als „verlässlich“ ein. Die foodwatch-Analyse zeigt: Fast drei Viertel dieser Studien waren direkt von der Industrie durchgeführt oder von ihr gesponsert. Offenbar wurde hier mit zweierlei Maß gemessen. Ein weiteres Problem: Die meisten Industriestudien sind nicht öffentlich zugänglich, können also nicht von unabhängiger Seite überprüft werden. Wissenschaftliche Analysen haben aber gezeigt: Für das Ergebnis einer Studie spielt es durchaus eine Rolle, wer diese finanziert hat. 

Verbraucher:innen sind keine Versuchskaninchen der Industrie – was auf den Teller kommt, muss sicher sein. Die EU muss das Vorsorgeprinzip ernst nehmen und Zusatzstoffe rigoros aus dem Verkehr ziehen, wenn Zweifel an ihrer Sicherheit bestehen.
Dr. Rebekka Siegmann Kampagnen und Recherche

Vorsorgeprinzip ernstnehmen! 

foodwatch fordert die EU-Kommission auf, Aspartam umgehend vom Markt zu nehmen und erst dann wieder zuzulassen, wenn eine unabhängige Neubewertung die Sicherheit bestätigt hat. Gemeinsam mit der französischen Anti-Krebs-Liga und der Verbraucher-App Yuka hat foodwatch eine europaweite Petition gestartet. Grundsätzlich muss die Risikobewertung von Zusatzstoffen transparent und industrieunabhängig ablaufen. 

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