Nachricht 13.02.2020

Stoppen die Grünen die tierquälerische Zwangshaltung von Muttersauen?

agrarfoto.com

Am Freitag entscheidet der Bundesrat über den umstrittenen Kastenstand in der Ferkelzucht. Die Grünen können mit ihren Stimmen die grausame und verfassungswidrige Praxis stoppen - doch bisher schweigen sie.

Millionen Sauen in Deutschland verbringen mehr als ihr halbes Leben eingesperrt in engen Kastenständen, eingezwängt zwischen Metallstangen, ohne jeden Bewegungsspielraum. Zu Hunderten sind sie aneinander gepfercht in engen Metallkorsetts, die ihnen nicht einmal erlauben, sich umzudrehen – auch nach der Geburt. So werden die intelligenten und fürsorglichen Mütter davon abgehalten, sich um ihre Ferkel zu kümmern.

Wissenschaftlich steht völlig außer Frage, dass dies eine massive Störung der elementarsten Bedürfnisse der Tiere darstellt und noch dazu den Geburtsverlauf stört. Auch ist erwiesen, dass das Hauptargument der Kastenstands-Befürworter – die Zahl der Ferkelverluste durch Erdrücken zu verringern – besser durch mehr Platz in den Abferkelställen erreicht wird. Schweden hat den Kastenstand bereits 1988 verboten, Großbritannien 1991 und die Schweiz 1997. Auch in den Niederlanden, Österreich und Norwegen gelten inzwischen Verbote. 

Klöckner will grausame Praxis fortsetzen

Trotzdem will Bundesernährungsministerin Julia Klöckner die Kastenstand-Haltung für weitere 17 Jahre erlauben. Eine entsprechende Änderung der sogenannten Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung steht am Freitag zur Abstimmung im Bundesrat. Die Landesregierungen mit grüner Beteiligung haben eine absolute Mehrheit im Bundesrat und könnten die Pläne stoppen. foodwatch appelliert an die Grünen: Die Zwangshaltung von Millionen Muttersauen in engen Metallkäfigen widerspricht eindeutig dem im Grundgesetz verankerten Staatsziel Tierschutz und muss umgehend verboten werden!

Intelligente und fürsorgliche Muttertiere in eine Art Zwangsjacke zu stecken – wie passt das bitteschön zusammen mit der von den Grünen propagierten Agrarwende?
Matthias Wolfschmidt Veterinärmediziner und internationaler Kampagnendirektor bei foodwatch

Auf www.aktion-kastenstand.foodwatch.de haben bereits mehr als 100.000 Menschen eine foodwatch-Protestaktion an die Grünen unterzeichnet. Eine Reaktion der Partei gibt es bislang jedoch nicht.

[UPDATE vom 14.02.2020: Die Kastenstand-Haltung wurde auf der Bundesratssitzung kurzfristig von der Tagesordnung abgesetzt. Es kam daher zu keiner Entscheidung. Auf Antrag eines Landes oder der Bundesregierung kann die Verordnung auf einer der nächsten Plenarsitzungen beraten werden.]