50 Prozent mehr Zucker in Kinder-Produkten
Lebensmittelunternehmen fixen kleine Kinder gezielt mit einer Extraportion Zucker an: Frühstücksflocken, die speziell für Kinder vermarktet werden, enthalten im Mittel 50 Prozent mehr Zucker als Erwachsenen-Produkte. Das ist das Ergebnis eines Marktchecks von foodwatch.
Wenn es um Kinder geht, geben sich Lebensmittelunternehmen gerne verantwortungsbewusst. In Wahrheit sind gerade Produkte für Kinder besonders unausgewogen – wie ein Marktcheck von foodwatch zeigt: Frühstücksflocken, die speziell für Kinder vermarktet werden, sind noch viel zuckriger als die für Erwachsene. Im Schnitt 50 Prozent mehr Zucker steckt in den Kinderprodukten. Flocken, die für Erwachsene verkauft werden, kommen im Mittel auf 20 Gramm Zucker pro 100 Gramm – Kinder-Frühstücksflocken dagegen auf 30 Gramm. Deutlich zu viel, denn eigentlich könnten Flocken durchaus ein ausgewogenes Frühstück sein.
180 Produkte im Test – ein Ergebnis
Für den Marktcheck hat foodwatch exemplarisch insgesamt 180 Produkte für Kinder und Erwachsene von sieben Anbietern verglichen: die Frühstücksflocken aus dem Sortiment der konventionellen Hersteller Nestlé, Kellogg’s, Kölln und Wurzener, des Bio-Unternehmens Dennree und der beiden Discounter Lidl und Aldi (Nord). Das eindeutige Ergebnis: Bei allen Firmen sind die Kinder-Frühstücksflocken deutlich zuckriger als die für Erwachsene.
Aldi und Nestlé besonders überzuckert
Besonders überzuckert waren die Kinder-Produkte von Aldi und Nestlé: Der Discounter Aldi kommt bei den Kinder-Frühstücksflocken im Mittel auf 35 Prozent Zucker gegenüber 20 Prozent im Erwachsenen-Sortiment. Nestlés Flocken für Kinder enthalten im Mittel 32 Gramm Zucker pro 100 Gramm, die Erwachsenen-Produkte dagegen 17 Gramm.
Unverantwortliches Marketing auf Kosten der Kinder
Der Marktcheck entlarvt das unverantwortliche Geschäftsmodell der Lebensmittelhersteller: Mehr Zucker rein, und auf die Packung bunte Comicfiguren und Gewinnspiele – so fixen die Hersteller kleine Kinder an. Gleichzeitig wird Eltern und Großeltern mit zugesetzten Vitaminen und dem Versprechen auf Vollkorn-Getreide vorgegaukelt, die Zuckerbomben im Müsli-Look seien ein ausgewogenes Frühstück. Für die Industrie sind süße Frühstücksflocken ein einträgliches Geschäft. Doch mit den zuckrigen „Cerealien“ werden Kinder schon morgens auf Süß getrimmt. Kinder in Deutschland essen allerdings ohnehin schon zu viele Süßigkeiten. Bereits 15 Prozent der Kinder gelten als zu dick, sechs Prozent sogar als fettleibig (adipös).
Erste Hersteller nehmen Produkte vom Markt
Die Supermarktkette Real und der Babynahrungshersteller Hipp haben umstrittene Frühstücksflocken für Kinder mittlerweile vom Markt genommen. Real räumte seine „Drachen Honeys" aus den Filialen und will zudem den Zuckergehalt weiterer Sorten „,möglichst zeitnah" senken, Hipp stellte die Produktion seiner Kinder-„Knusperflakes" ein. Die Produkte gehörten beim foodwatch-Ranking im September 2012 zu den zuckrigsten Flocken. Andere Hersteller verkaufen ihre Zuckerbomben jedoch weiter gezielt als Kinder-Lebensmittel. Noch immer enthalten beispielsweise alle Kinder-Frühstücksflocken des Lebensmittel-Riesen Nestlé zwischen 30 und 37 Prozent Zucker.
Verbraucherprotest gegen Nestlé
In einer Protestaktion von foodwatch unter dem Motto „Zucker runter, Nestlé!“ haben bereits mehr als 30.000 Verbraucher von Nestlé Rezepturänderungen gefordert. Der Lebensmittel-Multi will bisher nur Alibi-Veränderungen vornehmen.
Nestlé kündigte an, den Zuckergehalt seiner in Deutschland an Kinder vermarkteten Flocken 2013 zu senken: auf maximal 28 Prozent – was immer noch dem Zuckergehalt vieler Kuchen und Torten entspricht. Gleichzeitig brachte Nestlé erst in diesem Jahr ein neues Produkt auf den Markt, das deutlich mehr Zucker enthält als in der neuen Zielmarke vorgesehen: Die „Kosmostars“ mit 34 Prozent.
Unterzeichnen Sie daher unsere Protestaktion, schreiben Sie direkt an Nestlé-Chef Gerhard Berssenbrügge und fordern Sie ihn auf: Zucker runter, Nestle!