Nachricht 27.03.2020

Lebensmittel und das Coronavirus

Alles, was wir bisher zu Lebensmitteln und der Corona-Krise wissen, haben wir  in einem FAQ für Sie zusammengefasst.

In den letzten Tagen zeigte sich für viele Verbraucherinnen und Verbraucher im Supermarkt ein ungewöhnliches Bild: Nudeln, Dosentomaten oder auch Mehl waren vielerorts Mangelware, die Regale oft leergefegt. Offenkundig haben viele Verbraucherinnen und Verbraucher jüngst mehr Vorräte angelegt als sonst – und viele Lebensmitteleinzelhändler waren nicht in der Lage, mit dieser höheren Nachfrage mitzuhalten. Die Bundesregierung und auch der Bundesverband des Lebensmittelhandels bekräftigten mehrfach, die Versorgung sei gesichert, es bestehe kein Grund zur Sorge. ,  Diese Aussagen erfolgten im Wissen, dass die gegenwärtige Situation wie auch die politischen Maßnahmen zur Verlangsamung des Coronavirus-Ausbruchs (z.B. die Grenzkontrollen) ein Stresstest für die komplexe Kette der Lebensmittelversorgung darstellen – von der Erzeugung der Rohstoffe über die Verarbeitung zu Lebensmitteln bis hin zur Logistik . foodwatch liegen zurzeit (Stand Ende März 2020) keine Informationen vor, die an den Versicherungen des Handels und der Bundesregierung zweifeln lassen. Sollten einzelne Produkte in manchen Märkten vergriffen sein, lässt dies keinen Rückschluss auf einen allgemeinen Versorgungsengpass zu.

Richtig ist jedoch auch: Erhebliche Probleme entstehen für Menschen mit niedrigem Einkommen, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation darauf angewiesen waren, Essen günstig oder kostenlos in Tafeln oder Tageseinrichtungen zu erhalten. Viele dieser Einrichtungen sind geschlossen, weshalb davon auszugehen ist, dass bei vielen betroffenen Menschen die Kosten für eine ausreichende und ausgewogene Ernährung die finanziellen Möglichkeiten übersteigen. Gleiches gilt für Menschen, die wichtige Einnahmen auf der Straße erzielen, sei es durch Straßenmusik, den Verkauf von Zeitungen oder durch Bettelei – aufgrund des stark eingeschränkten öffentlichen Lebens sind diese Einkünfte praktisch weggebrochen.

Nach allem, was wir bisher wissen, verbreitet sich das neuartige Coronavirus hauptsächlich durch die sogenannte Tröpfchen-Infektion. Das heißt: Infizierte Menschen stecken andere Menschen durch kleine Tröpfchen über die Luft an, beispielsweise wenn sie husten, niesen oder auch einfach beim Sprechen. Hinzu kommt die Möglichkeit der sogenannten Schmierinfektion, wenn Erreger an die Hände und dann an die Schleimhäute von Nase oder Auge gelangen.  Deshalb sind die aktuell wichtigsten Verhaltensregeln nach einhelliger Einschätzung: Abstand zu anderen Menschen halten (mindestens 1,5 Meter), regelmäßiges und gründliches Händewaschen, möglichst nicht ins Gesicht fassen.

Es bestehen zwar nach wie vor viele Wissenslücken zu dem neuartigen Coronavirus. Doch nach aktuellem Kenntnisstand kann das Virus, je nach Beschaffenheit der Oberfläche, nur eine begrenzte Zeit auf Gegenständen überleben und verhält sich damit ähnlich wie andere, bereits bekannte Coronaviren.  Die bisher bekannten Coronaviren können lediglich im gefrorenen Status über eine längere Zeit, bis zu zwei Jahre, infektiös bleiben. 

Eine Übertragung durch importierte Lebensmittel ist nach derzeitiger Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) deshalb unwahrscheinlich – wenn auch niemand diese Möglichkeit aufgrund der fehlenden Forschung gänzlich ausschließen kann. Bisher sind dem BfR jedoch keine Fälle bekannt, in denen Menschen sich über Lebensmittel infiziert haben.  Zahlreiche Behörden aus anderen Ländern teilen diese Einschätzung.

Der französischen Lebensmittelsicherheitsbehörde ANSES zufolge ist nach derzeitigem Kenntnisstand eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus über den Verdauungstrakt ohnehin nicht möglich. Eine Infektion der Atemwege beim Kauen kontaminierter Lebensmittel könne jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden. 

Auch beim Besuch im Supermarkt ist nach derzeitigem Kenntnisstand das Wichtigste, Sicherheitsabstand zu anderen Personen einzuhalten, um eine Tröpfchen-Infektion über die Luft zu vermeiden. Darüber hinaus sind jedoch auch Schmierinfektionen denkbar, beispielsweise wenn infizierte Menschen durch Husten oder Niesen Virus-Erreger auf Oberflächen wie dem Einkaufswagen oder auch auf Lebensmittel(-verpackungen) hinterlassen haben. Deshalb ist es auch während des Einkaufs ratsam, sich nicht ins Gesicht zu fassen und beim Heimkehren zuallererst gründlich die Hände zu waschen. Bei der Zubereitung von Lebensmitteln sollten Sie zudem auf eine gute Hygienepraxis achten (siehe nächste Frage).

Auch wenn die Übertragung durch Lebensmittel eher unwahrscheinlich ist, sollten Sie gerade in diesen Tagen bei der Zubereitung von Speisen besonders achtsam sein und die allgemeinen Regeln für eine gute Hygienepraxis einhalten: Waschen Sie sich nach jedem Kontakt mit rohen Lebensmitteln die Hände gründlich und vermeiden Sie es, sich ins Gesicht zu fassen. Waschen Sie Obst und Gemüse vor dem Verzehr stets gründlich und nach Möglichkeit mit fließendem Wasser ab. Verarbeiten Sie rohe und gegarte Lebensmittel stets getrennt voneinander und verwenden Sie nicht die gleichen Küchenutensilien. Und, nicht zuletzt, erhitzen Sie warme Speisen über mehrere Minuten bei mindestens 70 Grad.  Das sollten Sie sicherheitshalber auch für Tiefkühl-Ware befolgen, denn die bisher bekannten Coronaviren SARS und MERS können im gefrorenen Stadium theoretisch bis zu zwei Jahre infektiös bleiben. Was es bei der Küchenhygiene insgesamt zu beachten gilt, hat das Bundesinstitut für Risikoforschung hier umfassend dargestellt.

Nein, das ist Humbug. Nahrungsergänzungsmittel können Erkrankungen durch Coronaviren weder verhindern noch heilen. Sollten Sie eine entsprechende Werbung für ein Nahrungsergänzungsmittel entdecken, melden Sie diese unseriösen Angebote bitte bei Ihrer zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörde und geben Sie uns gerne ebenfalls einen Hinweis unter service@foodwatch.de. Auch Meldungen, wonach bestimmte Lebensmittel wie Ingwer gegen eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus helfen können, sind irreführend. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für diese Aussagen.

Ihre Abwehrkräfte stärken Sie am besten durch eine ausgewogene Ernährung gepaart mit ausreichend Schlaf, körperlicher Aktivität und frischer Luft. Gerade letzteres ist in der aktuellen Phase sicher alles andere als einfach. Doch auch die jüngst von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen der „Kontaktsperre“ erlauben Spaziergänge oder Sport im Freien, solange Sie den vorgeschriebenen Mindestabstand einhalten. Ein starkes Immunsystem hilft Ihrem Körper, besser mit Krankheitserregern zurecht zu kommen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus gefeit sind: Für einen solchen Schutz könnte in der Zukunft eine Impfung sorgen – entsprechende Impfstoffe sind jedoch noch nicht auf dem Markt.