Nachricht 26.11.2024

Bericht: Kennzeichen auf Lebensmitteln verwirren Verbraucher:innen

Kanawa Studio / Getty Images Signature via Canva.com

EU-weit gibt es unzählige Siegel, Label und Kennzeichen für Lebensmittel. Viele davon sind irreführend, kritisiert der EU-Rechnungshof in einem neuen Report.

Verloren im Siegel-Dschungel: Die Kennzeichnung von Lebensmitteln in der EU führt Verbraucher:innen aus Sicht des Europäischen Rechnungshofs mitunter in die Irre. Es gebe Lücken in den rechtlichen Vorgaben sowie Mängel bei Kontrollen und Sanktionen.

Die EU-Vorschriften stellen nach Einschätzung der Prüfer zwar sicher, dass die Etiketten grundlegende Informationen enthalten. Dennoch seien die Lücken im rechtlichen Rahmen teils so gravierend, dass sie „der Täuschung der Verbraucher Vorschub leisten”, teilte der Rechnungshof mit. So sei es selbst bei Produkten mit hohem Fett-, Zucker- oder Salzgehalt noch möglich, bestimmte Vorteile in Bezug auf die Nährwerte oder gesundheitliche Wirkung des Produktes hervorzuheben.

Brüssel hinkt hinterher – zulasten von 450 Mio. Verbraucher:innen

„Die Unternehmen legen bei den Angaben auf den Verpackungen große Kreativität an den Tag, sagte Keit Pentus-Rosimannus vom Rechnungshof. „Die EU-Vorschriften halten mit dem sich ständig entwickelnden Markt jedoch nicht Schritt, sodass rund 450 Millionen europäische Verbraucher vorsätzlich oder unbeabsichtigt irreführenden Botschaften ausgesetzt sind.

Wir brauchen endlich eine ehrliche und verständliche Kennzeichnung. Der Verbraucherschutz darf in Brüssel nicht weiter unter die Räder der Junkfood-Lobby geraten.
Luise Molling Recherche und Kampagnen bei foodwatch

Standards für Etiketten fehlen

Die Prüfer bemängelten, dass es in der EU hunderte verschiedene Kennzeichnungen gebe. Angaben zu Nährwerten wie der auch in Deutschland genutzte Nutri-Score seien nicht in der gesamten EU standardisiert. Auch fehlten EU-weite Definitionen für Labels zu Inhaltsstoffen. Das betrifft den Angaben zufolge etwa Aufschriften wie „vegan” oder „vegetarisch” sowie Informationen für Allergiker.

Als zusätzliches Problem identifizierten die Prüfer demnach eine Vielzahl freiwilliger Labels, die Verbraucherinnen und Verbraucher zum Kauf bewegen sollen. Darunter fielen oft Etiketten zur Qualität oder Nachhaltigkeit eines Produktes. Eine Vielzahl dieser Labels komme sogenanntem Greenwashing gleich, also der Praxis, ein Produkt fälschlicherweise als umweltfreundlich zu vermarkten, kritisierte der Rechnungshof.

Rechnungshof: Bußgelder für Unternehmen zu niedrig

Freiwillige Angaben der Unternehmen würden selten überprüft, hieß es. Gerade der Online-Verkauf von Lebensmitteln, der seit der Corona-Pandemie stark zugenommen habe, sei kaum zu kontrollieren. Und selbst wenn ein Verstoß auffalle, seien die Bußgelder oft zu niedrig, um Unternehmen tatsächlich abzuschrecken.

Generell achte die EU nicht genug darauf, ob Verbraucher:innen die Etiketten überhaupt richtig verstehen. Die EU stelle zwischen 2021 und 2025 mit 5,5 Millionen Euro eine vergleichsweise geringe Summe für Kampagnen bereit, die Verbraucher:innen über die Kennzeichen auf Lebensmitteln aufklären.

(dpa)

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