Junkfood-Konzerne setzen bei ihrem Marketing gezielt auf Social-Media-Stars, die bei Kindern und Jugendlichen ein großes Vertrauen genießen. Damit fördern die Unternehmen Fehlernährung schon im frühen Lebensalter.
Mit immer ausgeklügelteren Strategien gelingt es der Lebensmittelindustrie, den ständigen Konsum von zuckrigen Getränken und fettigen Snacks als die alltägliche Normalität junger Social-Media-Stars darzustellen. In Kooperation mit den Influencer:innen kreieren die Konzerne beispielsweise Sonder-Editionen ihrer Produkte, organisieren teure Veranstaltungen und Reisen und lancieren Marken-Werbung unauffällig auf deren Kanälen.
Für die Junkfood-Konzerne ist das Potenzial der Influencer:innen riesig: Sie sind für Millionen junger Menschen Idole und beste Freunde zugleich.
Die Social-Media-Stars sind für die Junkfood-Konzerne die perfekten Werbebotschafter, um immer mehr Zuckerbomben und fettige Snacks zu verkaufen – an der elterlichen Kontrolle vorbei direkt über die Smartphones von Kindern und Jugendlichen.Recherche und Kampagnen
Jeder siebte Todesfall wegen ungesunder Ernährung
Lebensmittelwerbung beeinflusst nachweislich das Ernährungsverhalten junger Menschen. Kinder essen mehr als doppelt so viele Süßigkeiten, aber nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen. Den letzten repräsentativen Messungen zufolge sind etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht und sechs Prozent sogar von starkem Übergewicht (Adipositas) betroffen. Ihnen drohen im späteren Leben Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Jeder siebte Todesfall in Deutschland ist laut Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf ungesunde Ernährung zurückzuführen.
Werbeschranken für Junkfluencer!
foodwatch fordert: Junge Menschen müssen besser vor Junkfood-Marketing im Internet geschützt werden. Influencer:innen sollten nur noch für ausgewogene Produkte werben dürfen.
Bundesernährungsminister Cem Özdemir will zum Schutz von Kindern Werbeschranken einführen. Unter anderem soll die Werbung für unausgewogene Lebensmittel im TV in den Abendstunden und an Wochenenden, wenn besonders viele Kinder Medien nutzen, grundsätzlich untersagt sein. Diese Regelung muss auf den Bereich der sozialen Medien ausgedehnt werden. Instagram-Posts oder Tiktok-Videos, die rund um die Uhr abgerufen werden können, sollten nur noch Werbung für ausgewogene Produkte beinhalten.
Wegen des Widerstands der FDP drohen Özdemirs Pläne immer weiter zu verwässern. Um jedoch Kinder und Jugendliche effektiv vor Junkfood-Werbung zu schützen, muss der Gesetzesentwurf an einigen Stellen nachgeschärft werden.