Gescheiterte Selbstverpflichtung
Die großen Lebensmittelkonzerne in Europa haben versprochen, keine ungesunden Lebensmittel mehr an Kinder zu vermarkten. Ein foodwatch-Marktcheck zeigt, wie weit dieser Anspruch von der Wirklichkeit entfernt ist.
„We will change our food advertising to children“ – unter diese Worte haben 2007 die weltweit führenden Lebensmittelkonzerne ihre Unterschrift gesetzt. Der sogenannte EU Pledge verpflichtet die Unternehmen dazu, freiwillig ihr Marketing an Kinder verantwortungsvoller zu gestalten.
foodwatch hat 283 Lebensmittel untersucht, welche die 16 EU-Pledge-Unterzeichner an Kinder bewerben. Dabei wurde die Nährstoffzusammensetzung der Produkte mit den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) abgeglichen. Das Ergebnis: 242 der untersuchten Produkte (85,5 Prozent) enthalten zu viel Zucker, Fett und/oder Salz. Im Vergleich zu einer foodwatch-Studie von 2015 hat sich nicht viel getan: Damals waren 89,1 Prozent der Produkte nach WHO-Maßstäben zu unausgewogen, um an Kinder beworben zu werden.
Ferrero, Unilever, Coca-Cola fallen durch
Die Wirtschaft hat ihre Versprechungen für einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Junkfood-Werbung nicht gehalten. 10 der 16 untersuchten Konzerne bewerben ausschließlich unausgewogene Produkte an Kinder, darunter Ferrero, Pepsico, Mars, Unilever und Coca-Cola. Die größte Anzahl an unausgewogenen Produkten vermarkten Nestlé (44 Produkte), Kellogg‘s (24 Produkte) und Ferrero (23 Produkte).
In unserer Bilderstrecke findet sich eine Auswahl der getesteten Produkte.
Gesetze zum Schutz von Kindern notwendig!
Freiwillige Maßnahmen der Lebensmittelindustrie reichen nicht aus, um Kinder vor Junkfood-Marketing zu schützen. Da die Unternehmen gerade mit unausgewogenen Produkten das meiste Geld verdienen können, werden sie freiwillig nicht auf das Kindermarketing für Limo, Süßigkeiten und Co. verzichten. Im Kampf gegen Fehlernährung braucht es Gesetze, die Kinder vor den perfiden Marketingstrategien schützen. Nur für gesunde Lebensmittel sollte an Kinder gerichtetes Marketing erlaubt sein! Zudem braucht es eine Abgabe auf überzuckerte Getränke, ähnlich wie in Großbritannien, damit Hersteller einen Anreiz bekommen, den Zuckergehalt in ihren Limonaden zu senken.