Hintergrund Kinderernährung – Daten und Fakten
Viel zu wenig Obst und Gemüse, viel zu viele Snacks und Süßigkeiten: Kinder ernähren sich bei Weitem nicht so ausgewogen, wie sie sollten. Die Folgen sind messbar – in Form von hohen Übergewichtszahlen schon bei kleinen Kindern und erhöhten Risiken für schwere Folgeerkrankungen.
Das staatliche Robert Koch Institut hat im Rahmen seiner „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGs) auch zwei bundesweite Studien zum Ernährungsverhalten von Kindern durchgeführt (EsKiMo 1 im Jahr 2003 bis 2006 und EsKiMo 2 im Jahr 2014-2017). Die zweite Erhebung kommt im Hinblick auf die Fehlernährung von Kindern und Jugendlichen zu ähnlich alarmierenden Ergebnissen wie die erste:
- Zu wenig Obst und Gemüse: Für eine ausgewogene Ernährung sind Obst und Gemüse unerlässlich, denn sie liefern Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe. Doch lediglich ein Prozent der Mädchen und zwei Prozent der Jungen im Alter von sechs bis elf Jahren erreichen die nach dem Konzept der Optimierten Mischkost (OMK) empfohlene Verzehrmenge für Gemüse. Beim Obst sieht es kaum besser aus: Nur zehn Prozent der Mädchen und acht Prozent der Jungen in dieser Altersgruppe essen so viel Obst wie empfohlen. Auch bei den Jugendlichen erreicht die deutliche Mehrheit nicht die empfohlenen Verzehrmengen für Obst und Gemüse.
- Zu viel Fleisch und Wurst, zu wenig Fisch: Die meisten Kinder essen mehr als eineinhalb mal so viel Fleisch und Wurst wie empfohlen. Ganz anders sieht es beim Fisch aus – hier erreichen die allermeisten Kinder nicht mal die Hälfte der empfohlenen Verzehrmenge.
- Zu viele Süßigkeiten, Snacks und Limonade: Kinder und Jugendliche verzehren deutlich zu viele Süßwaren, Knabberartikel, zuckrige Frühstücksflocken und Limonade. Die Empfehlung, maximal zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr über solche Produkte aufzunehmen, überschreiten die meisten Kinder und Jugendlichen mindestens um das Eineinhalb-fache.
- Viel zu viel Zucker: Süßwaren sind neben Brot die Hauptenergiequelle von Kindern und Jugendlichen. Die Gesamtzuckeraufnahme liegt bei Kindern und Jugendlichen im Durschnitt bei 20 Prozent der gesamten Energieaufnahme, das ist deutlich zu hoch.
Die Folgen: Übergewicht und Adipositas
Eine Folge dieser unausgewogenen Ernährung: 15,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren gelten als übergewichtig, 5,9 Prozent als adipös. Mit steigendem Alter nimmt der Anteil der von Übergewicht und Adipositas betroffenen Kinder zu, bei den elf- bis dreizehnjährigen ist etwa jedes fünfte Kind übergewichtig. Kinder aus ärmeren Haushalten mit niedrigerem Bildungsniveau sind zudem etwa vier Mal häufiger von Übergewicht und Adipositas betroffen als Kinder aus wohlhabenderen und gebildeteren Familien.
Im Vergleich zu den 1980er- und 1990er-Jahren hat der Anteil übergewichtiger Kinder um 50 Prozent zugenommen, der Anteil adipöser Kinder hat sich etwa verdoppelt. Nachdem sich die Zahlen seit den 2000er-Jahren auf hohem Niveau stabilisiert hatten, deuten mehrere aktuelle Erhebungen darauf hin, dass sich das Problem im Zuge der Corona-Pandemie weiter verschärft hat.
Tödliche Fehlernährung
Um es klar zu sagen: Es geht nicht nur um ein paar Kilo zu viel auf der Waage. Ernährungsgewohnheiten werden in der Kindheit geprägt und bleiben oft ein Leben lang bestehen. Insbesondere von Adipositas betroffene Kinder haben ein hohes Risiko für Begleit- und Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Typ-2-Diabetes, Gicht, Fettleber, Rücken- und Gelenk- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Laut Daten der OECD ist mittlerweile jeder siebte Todesfall in Deutschland auf ungesunde Ernährung zurückzuführen – damit töten Limo, Chips und Co. in etwa genau so viele Menschen wie das Rauchen! Auch die gesellschaftlichen Folgekosten sind immens – und werden allein für Adipositas auf etwa 63 Milliarden Euro jährlich geschätzt.