Gesundheitsschwindel
Das ist das Problem
Verbraucherinnen und Verbraucher werden im Supermarkt und auch immer mehr in sozialen Medien regelmäßig mit irreführenden Gesundheitsbotschaften getäuscht. Lebensmittelhersteller dürfen selbst Süßigkeiten oder zuckrigen Getränken einen gesunden Anstrich geben – wenn sie beispielsweise einfach billige Vitamine oder Mineralstoffe künstlich zusetzen. Auf dem Etikett können sie ganz legal mit den positiven Gesundheitseffekten der einzelnen Inhaltstoffe werben, auch wenn das gesamte Lebensmittel keineswegs gesund ist. Und in sozialen Medien verbreiten Influencer:innen im Auftrag der Hersteller nahezu täglich irreführende Gesundheitsbotschaften.
Das ist der Stand
Seit 2012 müssen sich Lebensmittelhersteller ihre gesundheitsbezogenen Werbeaussagen (sogenannte Health Claims) genehmigen lassen. Tausende Anträge von Herstellern auf Zulassung ihrer Werbesprüche hat die EU seither abgelehnt. Zugelassen sind rund 250 Werbebotschaften – vor allem für Vitamine und Mineralstoffe. Ein entscheidender Teil der Health-Claims-Verordnung wartet aber immer noch auf seine Umsetzung: Welche Produkte dürfen überhaupt mit Gesundheitsbotschaften beworben werden? Dazu hätte die EU schon im Jahr 2009 sogenannte Nährwertprofile mit Anforderungen an die Nährwertzusammensetzung formulieren sollen. Doch diese wurden bis heute nicht eingeführt. Auf Druck der Lebensmittellobby sollten sie sogar komplett aus der Verordnung gestrichen werden. In sozialen Medien obliegt die Kontrolle von gesundheitsbezogener Werbung formal den zuständigen Lebensmittelkontrollbehörden. Doch diese haben bislang kaum Kapazitäten oder auch die Kompetenzen, täglich die Werbung durch Influencer:innen auf TikTok, Instagram & Co. zu kontrollieren.
Das fordert foodwatch
Gesundheitswerbung auf Süßigkeiten, Junkfood und Co. und in sozialen Medien torpediert das Bemühen von Verbraucherinnen und Verbrauchern sich gesund zu ernähren – damit muss Schluss sein! Das im März 2015 veröffentlichte „Nährwertprofilmodell“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Europa teilt Lebensmittel anhand ihrer Nährwertzusammensetzung in ausgewogen und unausgewogen ein. foodwatch fordert: Die EU muss endlich Regeln einführen, so dass nur noch solche Produkte mit Gesundheitsbotschaften (Health und Nutrition Claims) beworben werden dürfen, die den WHO-Kriterien für ausgewogene Lebensmittel genügen. Darüber hinaus müssen Regeln geschaffen werden, wie irreführende Gesundheitswerbung in sozialen Medien eingedämmt werden kann.