Der Süßwaren-Hersteller Katjes vermarktet seine Fruchtgummis wie eine gesunde Nascherei, obwohl diese zu mehr als der Hälfte aus Zucker bestehen. Dadurch verleitet Katjes zum Süßigkeiten-Konsum und verschleiert den hohen Zuckergehalt, der sogar 30 Prozent höher ist als bei Haribo Goldbären.
Auf der Verpackung bewirbt Katjes die Fruchtgummis „Wunderland“ prominent mit „+Vitamine“ und auf Instagram mit „Wer hätte gedacht, dass Naschen so vitaminreich sein kann?“, damit suggeriert der Hesteller ein vermeintlich „besseres Naschen“. Dabei bestehen die Fruchtgummis aus 60 Gramm Zucker pro 100 Gramm und zugesetzten Vitaminen. Auf der Webseite unterschlägt Katjes bei den Nährwertangaben den hohen Zuckergehalt und listet lediglich Kalorien, Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate auf. Katjes Wunderland ist also alles andere als eine gesunde Nascherei – Vitaminzusatz hin oder her.
Zuckerbombe getarnt als gesunde Nascherei für Kinder
Ein buntes Einhorn, der märchenhafte Name „Wunderland“ und die magischen Formen der Fruchtgummis: Die Gestaltung der Katjes-Verpackung richtet sich eindeutig an Kinder. Laut den Empfehlungen der WHO für Kindermarketing sollten Süßigkeiten grundsätzlich nicht an Kinder beworben werden. Ungeachtet dessen besteht das Angebot an industriellen Kinderlebensmittel fast ausschließlich aus Süßigkeiten. foodwatch fordert deshalb ein Verbot von an Kinder gerichtetem Marketing für unausgewogene Lebensmittel. Umso perfider ist also die Marketingstrategie von Katjes, die durch die Vitaminwerbung den Eindruck bei den Eltern vermitteln , dass es sich bei der Zuckerbombe um eine gesunde Nascherei handelt.
Gesunde Werbeslogans auf zuckrigen Produkten verbieten!
Die Werbebotschaft „+Vitamine“ bezieht sich auf die Nährwertangaben und fällt somit unter die europäische „Health-Claims-Verordnung“. Die Verordnung hatte ursprünglich das Ziel, irreführende Gesundheitswerbung für Lebensmittel zu verbieten. Die EU hätte bis Januar 2009 Anforderungen an Rezepturen festlegen müssen, so dass die Ernährungsindustrie keine Produkte mit hohem Salz-, Fett- oder Zuckergehalt als gesundheitsförderlich bewerben darf. Doch die EU hat sich bis heute nicht auf Nährwertprofile geeinigt. Dass Katjes eine unausgewogene Süßigkeit mit nährwertbezogenen Angaben bewerben darf, ist also auf eine nicht umgesetzte Regulierung zurückzuführen. Laut der „Farm To Fork“-Strategie der EU-Kommission sollen die Nährwertprofile nun Ende 2022 verabschiedet werden – wenn es dazu kommt, wären das 13 Jahre Verspätung. foodwatch fordert ein Verbot von nährwert- oder gesundheitsbezogenen Werbeslogans auf ungesunden Produkten so schnell wie möglich.