Naturally Pam by Pamela Reif: Clean Protein Bar
Mehr als 8 Millionen Follower:innen hat die Lifestyle- und Fitness-Influencerin bereits, mit eigenen Produkte spricht sie ihre Community besonders an. Die Verpackung des Proteinriegels bewirbt sie als plastikfrei, biologisch-abbaubar und umweltfreundlicher als konventionelles Plastik. Tatsächlich ist es jedoch eine Plastik-Verpackung, die nicht kompostiert oder recycelt wird, sondern als Plastikmüll in der Müllverbrennung landet. Frei erfundene Logos suggerieren, die Verpackung sei „umweltfreundlicher“ als „klassisches Plastik“.
Die Influencerin verschleiert damit durch irreführende Werbung, dass Wegwerf-Plastik grundsätzlich ein ökologisches Problem ist. Der Schein trügt in vielerlei Hinsicht: nicht nur die frei erfundenen Logos sind irreführend, auch auf einem Komposthaufen zum Beispiel würde die Folie – wenn überhaupt – nur sehr langsam abgebaut werden. Auf Instagram behauptet Pamela Reif, die Folie der Riegel würde im Heimkompost zerfallen. In anderen Beiträgen gesteht sie ein, dass die Verpackungen nicht kompostiert werden können. Trotzdem tut Pamela Reif so, als sei diese Verpackung besser als die der meisten Produkte auf dem Markt.
Verpackung ist nicht „umweltfreundlicher“
Die Behauptung von Pamela Reif, ihre Produkte seien „umweltfreundlicher“ ist schlichtweg falsch. Einweg-Plastik ist grundsätzlich ein ökologisches Problem. Die auf der Verpackung angegebene Norm DIN EN 13432 bedeutet, dass ein Produkt nur unter speziellen industriellen Bedingungen innerhalb von 12 Wochen kompostiert werden kann. Normale Bioabfälle zerfallen deutlich schneller, weshalb die Kompostierdauer in den meisten Betrieben wesentlich kürzer ist. Der Großteil der Abfall-Entsorger lehnt biologisch abbaubares Plastik in der Biotonne deswegen ab. Volle 95% der Abfallunternehmen in Deutschland können überhaupt kein „kompostierbares“ Plastik verwerten. Es wird vor der Kompostierung heraussortiert und verbrannt. Die Verpackung ist somit nicht „umweltfreundlicher“.
Foodwatch warnt: bloß nicht in den Kompost
Der aufgedruckte Begriff „bio-degradable“ suggeriert, dass die Verpackung in der Natur oder dem heimischen Kompost zu entsorgen sein könnte und abgebaut wird. Aber in der Natur liegen die industriellen Bedingungen zum Abbau dieses Produktes nicht vor, sodass die Verpackung wie herkömmliches Plastik sehr langsam oder sogar gar nicht abgebaut wird.
Und noch schlimmer: Pamela Reif behauptet in ihrer Community, ihr Produkt sei besser, weil es eben nicht in den Weltmeeren lande und daher heimisch abgebaut werden könne, statt im Ozean zu enden. Laut einer Studie aber baut sich der in der Verpackung enthaltene Kunststoff PLA ähnlich langsam wie herkömmliches PET unter Meerwasserbedingungen ab. Wenn die Wegwerfverpackung also auf einem Ausflug in der Natur landet, kann sie durch Wind und Regen in Flüsse und in das Meer gelangen und wird dort –genauso wie im Wald – nicht oder nur schlecht abgebaut.
Plastik bleibt Plastik
Auch das Umweltbundesamt schlussfolgert zu Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen, dass biobasierte Kunststoffe nicht nachhaltiger sind als konventionelle. Außerdem bieten biologisch abbaubare Kunststoffe keinen Vorteil gegenüber anderen Einweg-Kunststoffen.
foodwatch hält Begriffe wie „biologisch abbaubar“ (bio-degradable), und „Plastikfrei“ (plastic free) für Verbrauchertäuschung, wenn sie auf Plastik verwendet werden – insbesondere auf ökologisch fragwürdigen Einweg-Verpackungen. Hinter Begriffen wie „clean“ und „naturally“ dürfen sich solche Werbelügen nicht verstecken.
So reagiert Pamela Reif
Das Unternehmen Naturally Pam hat uns eine Stellungnahme zukommen lassen: Einerseits behauptet Pamela Reif, die Verpackung sei biobasiert und kein Plastik – und sie sei vorteilhaft gegenüber klassischem Plastik. Beides ist falsch (s.o.). Andererseits schiebt sie die Schuld auf die Abfallwirtschaft: Diese liefere noch nicht die nötigen Bedingungen, damit die Verpackungsfolie richtig kompostiert werden kann. Deshalb weise man auf der Packung und auf den Produktseiten darauf hin, dass die Folie derzeit nur im Gelben Sack korrekt entsorgt werden könne.
Das ist eine Nebelkerze, denn das Problem ist nicht die Abfallwirtschaft - sondern die Verpackung. Kompostierung ist weder möglich noch sinnvoll: Denn aufwändig hergestellte Plastik-Verpackungen sollten recycelt und wieder verwendet werden, statt kompostiert oder verbrannt. Und: Entgegen der Suggestion von Naturally Pam wird die Verpackung genau nicht im Gelben Sack recycelt, sondern auch dort aussortiert und verbrannt, so das Umweltbundesamt. Auf der Verpackung findet sich keinerlei Hinweis zur Entsorgung, diese Behauptung ist falsch.