foodwatch-Recherche: Hochgiftige Pestizide unter Cem Özdemir zugelassen
150 Pestizide wurden alleine 2022 in Deutschland zugelassen. Einige davon ohne abschließende Risikoprüfung, teils hochgiftig. foodwatch fordert Bundesagrarminister Cem Özdemir auf, die betroffenen Mittel sofort zu verbieten.
150 neue Pestizid-Mittel hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in diesem Jahr zugelassen. Die für die Pestizid-Zulassung zuständige Behörde ist direkt dem grün geführten Bundesagrarministerium unterstellt. Einige dieser Mittel enthalten hochgiftige Wirkstoffe, wie das Pilzmittel Dimetomorph. Das Pestizid kann laut Europäischer Chemikalienagentur (ECHA) die Fruchtbarkeit bei Menschen beeinträchtigen. Der Wirkstoff ist nach EU-Zulassungsrecht eigentlich „nicht genehmigungsfähig“. Für andere Wirkstoffe wird die Sicherheitsprüfung teilweise seit Jahren verschleppt.
Das Ministerium von Cem Özdemir winkt die Zulassung von gefährlichen Pestizid-Mitteln einfach durch, obwohl eine abschließende Sicherheitsprüfung durch die EU fehlt.Recherche und Kampagnen
30 Prozent aller zugelassenen Wirkstoffe ohne abschließende Prüfung
Für die Zulassung und Sicherheitsprüfung von Pestizidwirkstoffen ist die EU zuständig. Die Genehmigung für die aus diesen Wirkstoffen hergestellten Produkte erteilen dann jeweils die EU-Mitgliedstaaten. Die zuständige EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schafft es allerdings seit Jahren nicht, alle vorgeschriebenen Risikobewertungen vorzunehmen. Stattdessen werden bei vielen Pestiziden die Zulassungen einfach immer wieder ohne eine erneute Prüfung verlängert. Rund 30 Prozent aller in der EU derzeit zugelassenen Pestizidwirkstoffe sind davon betroffen. Die daraus hergestellten Pestizid-Mittel werden auch in Deutschland zugelassen, wie die foodwatch-Recherchen (englisch) zeigen.
Dänemark zeigt, wie es besser geht: Dort ist nur rund die Hälfte aller Pestizid-Wirkstoffe zugelassen, die in Deutschland erlaubt sind.Recherche und Kampagnen
Insektengift: Zulassung seit fast zehn Jahren verschleppt
Unter den neu genehmigten Mitteln sind außerdem gleich mehrere Insektengifte mit dem Wirkstoff Deltamethrin. Der Stoff ist nervenschädigend und gefährdet Bienen und Hummeln. Seit fast zehn Jahren hängt er in der „Dauerschleife“ für die Zulassung und wurde noch nie abschließend durch die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde bewertet. Dabei könnte der Wirkstoff ohne weiteres durch weniger toxische Alternativen ersetzt werden.