Frage des Monats 01.08.2024

Ist Fruchtzucker gesünder als anderer Zucker?

Valentin Drozdov / Getty Images via canva.com

„Süße nur aus Früchten“ – wenn sich verarbeitete Lebensmittel mit dieser Werbeaussage schmücken, hört sich das erstmal gesund an. Doch ein aktueller foodwatch-Marktcheck zeigt: Auch Snacks, die nur natürlichen Zucker aus Früchten enthalten, können wahre Zuckerbomben sein. Da stellt sich die Frage: Ist Fruchtzucker wirklich gesünder als „normaler” Haushaltszucker?

Sarah Häuser von foodwatch antwortet:

foodwatch/Sabrina Weniger

Zuerst einmal: In Früchten steckt nicht nur Fructose, also Fruchtzucker, sondern auch Glucose und Saccharose. Glucose ist der sogenannte Traubenzucker: Er geht schnell ins Blut, was bedeutet, dass er den Blutzucker rasch ansteigen, aber auch rasch wieder abfallen lässt. Fructose ist der sogenannte Fruchtzucker: Er geht nicht so schnell ins Blut und braucht im Gegensatz zur Glucose kein Insulin. Aufgrund dessen wird oft angenommen, Fructose sei der „gesündere“ Zucker. Das ist aber falsch. Fructose wird über die Leber abgebaut, was bei übermäßigem Verzehr zu einer Fettleber führen kann. Saccharose besteht aus Glukose und Fruktose und wird – in aufgearbeiteter Form – als Haushaltszucker eingesetzt. 

Kinder-Fruchtsnacks im Test 

Für einen aktuellen Marktcheck hat foodwatch 77 an Kinder beworbene Fruchtsnacks in Drogeriemärkten ausfindig gemacht. Sie alle eint: Keiner der Riegel, Bonbons und Knabbereien enthält zugesetzten Zucker. Stattdessen steckt der natürlicherweise in Früchten enthaltene Zucker drin. Doch wer nun denkt, es handele es sich deshalb um einen gesunden Snack, irrt. Im Durchschnitt bestanden die Produkte im Test zu fast einem Drittel aus Zucker. Die beiden Spitzenreiter, die Obsties von Alete sowie die Rosinchen von Freche Freunde, waren sogar zu fast drei Vierteln aus Zucker.  

Fructose ist nicht gesünder 

Dr. Stefan Kabisch, der an der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin der Charité-Universitätsmedizin in Berlin forscht, bewertet Zucker in verarbeiteten Produkten grundsätzlich kritisch: „Es ist völlig egal, welcher Zucker da drin ist, ob Fruchtzucker oder Kristallzucker. Beide sind Zuckervarianten, die süß schmecken, die viele Kalorien enthalten, die nicht lange satt machen. Tendenziell ist der Fruchtzucker vielleicht sogar problematischer – da gibt es aus Tierversuchen einige Hinweise. Am besten ist, Zucker generell zu reduzieren.” 

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Zu viel Zucker kann krank machen 

Die ernüchternde Wahrheit ist also: Zucker ist Zucker. Und wir essen im Durchschnitt viel zu viel davon. Das kann zu ernährungsbedingten Krankheiten wie Adipositas, Herz-Kreislauferkrankungen, Typ-2-Diabetes sowie Karies führen. Expertenorganisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sehen vor allem den sogenannten „freien” Zucker kritisch: Damit gemeint ist Zucker, der verarbeiteten Lebensmitteln zugesetzt ist, loser Haushaltszucker sowie der natürlicherweise etwa in Säften oder Honig enthaltene Zucker. Eine erwachsene Person mit einem Energiebedarf von 2000 kcal sollte nicht mehr als 50 Gramm beziehungsweise besser noch maximal 25 Gramm dieser freien Zucker am Tag verzehren. Die meisten Menschen nehmen aber deutlich mehr zu sich. Der Zuckerkonsum von Kindern etwa liegt ganze 60 Prozent über der maximal von der WHO empfohlenen Menge. 

Frisches Obst punktet mit Vitaminen und Ballaststoffen 

Auch in frischem Obst und Gemüse steckt Zucker. Doch meist in längst nicht so hohen Konzentrationen wie in verarbeiteten Produkten. Und neben Zucker enthalten diese Lebensmittel auch gesundheitsförderliche Bestandteile wie Vitamine, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, Ballaststoffe und Mineralstoffe. In  Fruchtsnacks ist das Obst hingegen stark verarbeitet und konzentriert. Sie enthalten kaum noch positive Bestandteile. Und sind eher eine Süßigkeit als ein gesunder Snack.