Report: foodwatch fordert Verbot von irreführender Klimawerbung
Werbesiegel wie "klimaneutral" sagen nichts über die Umweltfreundlichkeit eines Produkts aus. Ein neuer Report von foodwatch entlarvt das Geschäftsmodell: Für keines der Klima-Label müssen Hersteller ihren CO2-Ausstoß ernsthaft reduzieren.
Begriffe wie „CO2-neutral“ oder „klimapositiv“ sagen nichts darüber aus, wie klimafreundlich ein Produkt tatsächlich ist. Denn keiner der untersuchten Siegel-Anbieter wie Climate Partner oder Myclimate verlangt, dass Hersteller den CO2-Ausstoß nennenswert senken. Stattdessen kann jeder sein Produkt mit dem Kauf von CO2-Gutschriften fragwürdiger Klimaprojekte ganz einfach klimafreundlich rechnen – völlig egal, wie unökologisch das Produkt selbst ist.
Hinter dem Klimaneutral-Label steckt ein Riesenbusiness, von dem alle profitieren – nur nicht der Klimaschutz.Kampagnen und Recherche
Fünf dreiste Negativbeispiele
Für den Report hat foodwatch die irreführenden Klimaclaims unterschiedlicher Hersteller untersucht. Besonders negativ stechen Danone, Hipp, Granini, Aldi und Gustavo Gusto hervor:
Das System Klimalabel: Ein Millionengeschäft
Um Produkte als klimaneutral zu labeln, kaufen die Hersteller über Siegel-Anbieter CO2-Gutschriften aus vermeintlichen Klimaschutzprojekten. Damit sollen die bei der Produktion anfallenden Treibhausgas-Emissionen ausgeglichen werden. Offiziell geschieht das nach dem Prinzip: „Zuerst Emissionen vermeiden, dann reduzieren und zuletzt kompensieren“. Tatsächlich macht aber keiner der Siegelanbieter verpflichtende Vorgaben, den CO2-Ausstoß ernsthaft zu reduzieren. Der wahrscheinliche Grund: Die Siegelanbieter verdienen an jeder verkauften Gutschrift. foodwatch schätzt, dass Climate Partner allein mit der Vermittlung von CO2-Gutschriften aus Waldprojekten an elf Kunden im Jahr 2022 circa 1,2 Millionen Euro eingenommen hat.
Darüber hinaus ist der Nutzen vieler Klimaschutzprojeke fragwürdig: Laut einer Studie des Öko-Instituts halten nur zwei Prozent der untersuchten Projekte ihre versprochene Klimaschutzwirkung „sehr wahrscheinlich“ ein. foodwatch-Recherchen von Projekten in Peru und Uruguay belegen, dass selbst zertifizierte Projekte eklatante Mängel aufweisen.
Klimalügen einen Riegel vorschieben
foodwatch forderte Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke auf, sich in Brüssel für ein Verbot irreführender Umweltwerbung einzusetzen. Die EU-Kommission will Ende November einen Entwurf für eine „Green Claims“-Verordnung vorlegen, zudem wird aktuell über eine Verbraucher-Richtlinie diskutiert – darin könnten grüne Werbeversprechen strenger reguliert werden.