Stiftung Lesen hilft McDonald's beim Greenwashing
Ab heute bekommen Kinder bei McDonald's ein Buch zum Burger: In Zusammenarbeit mit der Stiftung Lesen verteilt der Fastfood-Riese bis Ende September Kinderbücher zum Happy Meal. foodwatch kritisiert die Aktion als Greenwashing und hat sich mit einem Offenen Brief an die Stiftung Lesen gewandt: „Mit dieser Zusammenarbeit hilft die Stiftung Lesen McDonald's, sein Image aufzupeppen und mehr Fastfood an Kinder zu verkaufen.“
Ob mit Spielzeugbeigaben oder Büchern – McDonald’s geht es letztlich darum, Kinder (und ihre Eltern) für Fastfood zu ködern. Durch seine Produkte und sein auf Kinder zielendes Marketing ist McDonald’s mitverantwortlich für die grassierende Fehlernährung bei Kindern. Bereits 15 Prozent aller Kinder in Deutschland gelten als übergewichtig, 6 Prozent sogar als fettleibig. Studien zeigen, dass der regelmäßige Konsum von Fastfood und Softdrinks dabei eine entscheidende Rolle spielt.

Ausschnitt aus den McDonald's-Tischsets zur Aktion – Screenshot von www.stiftunglesen.de
Geschmacksprägung bei den Kunden von morgen
Kinder sind für Unternehmen als die Kunden von morgen eine wichtige Zielgruppe. Unternehmen wie McDonald's versuchen, Kinder so früh wie möglich an die eigene Marke zu binden und den Geschmack und die Ernährungsgewohnheiten der Kleinsten zu prägen, damit sie ein Leben lang Kunden und Konsumenten bleiben. Gerade Hersteller von Junkfood setzen dabei auf Comicfiguren, Spielzeugbeigaben oder Gewinnspiele.
Geschäftsinteressen als Bildungsauftrag bemäntelt
foodwatch forderte die Stiftung Lesen in dem Offenen Brief auf: „Verzichten Sie auf Kooperationen, die Unternehmen wie McDonald’s helfen, ihre Geschäftsinteressen mit einem Bildungsauftrag für Kinder zu bemänteln!“ Die Stiftung Lesen wird von zahlreichen Unternehmen finanziert, unter anderem von Nestlé. Sie führt Projekte zur Leseförderung durch und stellt beispielsweise Unterrichtsmaterialien für Schulen zur Verfügung. Schirmherr der Stiftung ist Bundespräsident Joachim Gauck, im Kuratorium sind zahlreiche Politiker aus Bund und Ländern vertreten. Auch ihnen hat foodwatch den Offenen Brief zugeschickt und sie um eine Stellungnahme gebeten.
Aktualisierung 15.09.2012: Antwort der Stiftung Lesen
Kurz nach Start der Aktion bei McDonald's hat die Stiftung Lesen auf den offenen Brief von foodwatch geantwortet. Die Stiftung Lesen betont in dem Schreiben die – von foodwatch nicht in Frage gestellte – Wichtigkeit der Leseförderung. Und münzt diese um in Ernährungsbildung: „Lesekompetenz unterstützt daher auch den Aufbau von Fertigkeiten, um den Ernährungsalltag selbstbestimmt, verantwortungs- und genussvoll zu gestalten; Fertigkeiten also, die auch zu den Zielen Ihrer Organisation gehören.“ Auf das eigentliche Anliegen von foodwatch geht die Stiftung in ihrem Schreiben allerdings nicht ein: Die Kritik an Kooperationen mit Unternehmen wie McDonald's, die diesen helfen, ihre Geschäftsinteressen als Bildungsinitiative zu bemänteln. „Daher werden wir die Aktion von McDonald's weiterhin unterstützen", heißt es dazu lediglich, und: „Wir sind uns bewusst, dass die Aktion polarisiert.“